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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 217
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Der „Turm" über dem ßurgbachtal bei Rippoldsau

Von Joseph L. W o h 1 e b

Von Rippoldsau führt ein ehedem beliebter Spazierweg zum Burgbachfelsen
über dem Burgbach, einem Seitental der Wolf. Der Felsen ist ein hochaufragender
Block mit senkrecht ansteigenden, unbewachsenen Wänden.

• Der Name „Burg"-bach könnte dazu verlocken, hier eine Burg oder doch wenigstens
eine Erinnerung an eine Wehranlage zu suchen, und wäre es nur durch eine
Sage. Jedoch steht der Name ganz für sich allein.

Und doch gab es hier einmal eine Anlage, die den Geländenamen irgendwie
rechtfertigt. Wir hören von ihr in fürstenbergischen Akten aus dem Jahr 17461),
einem Briefwechsel des Abtes Hieronymus zu St. Georgen in Villingen mit der
fürstenbergischen Regierung in Donaueschingen und deren Anordnungen.

Nach Kapitelsbeschluß solle, schreibt der Abt, das ihm unterstellte Klösterlein
zu Rippoldsau zum Teil neu aufgebaut werden. Den hölzernen Kirchturm solle ein
steinerner ersetzen, ,,zumalen zu diesem Bau die von einem ohnweit gedachten
Klösterleins befindlichen ruinierten fürstenbergischen Turm, der Purppach genannt,
noch vorhandenen und auf dem Boden herumliegenden alten Steine anständig
wären". Der Abt bittet um die Erlaubnis, „erdeutete Steine zusammenklauben und
zum genannten Bau verwenden lassen zu dürfen".

Die Regierung weist unterm 8. August das Oberamt der Herrschaft im Kinzigtal
in Wolfach an, durch Besichtigung festzustellen, „was für eine eigentliche Beschaffenheit
es mit denen Steinen habe und ob solche nicht eintweders für jetzt
oder ins künftige hier oder dar zu eigenen Gebäuen mit Nutzen employert werden
könnten".

Uber die Besichtigung berichtet kurz darauf der Wolfacher Kammerrat Lichtenauer
: „Ich habe mich den 16. huius mit Beizug des hiesigen Oberjägers Carl
Fürst und des Maurermeisters Häßler an die Stelle, wo sich diese Stein befinden,
begeben, wobei sich auch der Rippoldsauer Pater Prior eingefunden. Wir haben
noch einige rauch gearbeitete Boßquaderstuck zu 2 und 3 Schuh breit und dick
hin und wieder, ohne was in der Erden verborgen liegen därfte, auf und unter
dem Felsen, worauf der Turm gestanden, zerstreuter befunden. Der Maurermeister
sagte auf Befragen hin, daß, wann man solche de facto an jemanden, wer es auch
sein möchte, verkaufen wollte, man mehreres nicht als von dem Schuh 2 Kreuzer
erlösen würde, man erspare dem Herrn Prior nichts als den Brecherlohn. — Nach
solch eingenommenen Augenschein verfügte ich mich zu dem Klösterlein Rippoldsau
, wo mir der Herr Pater Prior den allschon vor geraumen Jahren zu zwei
stockhoch mit Stein angefangenen Kirchturm wies . .. Ich habe erfunden, daß ein
neuer Turm, er möchte alsdann von Holz oder Stein sein, höchst vonnöten, maßen
das alte Türmlein auf der Kirch sehr ruinös. Nach der Aussage des Priors sollen
die erwähnten Stein dahin verbraucht werden."

Lichtenauers Beibericht ergänzt: „Vor jetzo und auch auf längere Jahr hinaus
wüßten wir uns keines Baus zu erinnern, wozu man dergleichen Bossenquader bedürftig
sein könnte, inmaßen die in Rippoldsau wirklich stehenden herrschaftlichen
Gebäu ehedessen mit einem zwar kostbaren, jedoch wenig nutzbaren Unterhalt
im Dachwesen und sonsten konserviert werden müssen. Allhier zu Wolfach
sehen wir auch nichts zuvor, wozu die Bossenquader zu applizieren wären. Falls
man auch da oder dorten zu diesem oder jenem Bau mit der Zeit Quaderstein
nötig haben sollte, so wären selbe sowohl vor hier als vor Rippoldsau aus denen
Steinbrüchen besser und ebenso wohlfeil zu haben, als wann man jene zu Hand
bringen könnte."

') Akten: Fürstenbergarchiv Donaueschingen, Rippoldsau, S. 13 D. 8, und Eccl. 11 vol. XI.

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