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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 13
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es kann oft genug auch Namensänderung vorliegen. Nicht der Ort,
nur der ältere Namen ist verschwunden; wir sprechen dann wohl
von Ortsnamenwüstung9).

Sekundäre Namen finden sich oft gerade am Rande eines geschlossenen
Ortsnamengebietes, dessen beherrschenden Typus sie
nun selbst angenommen haben. Man gewinnt dabei den Eindruck,
daß der beherrschende Typus des Kerngebietes sich an seinen Rändern
auszubreiten beginnt, indem er ältere Namen oder doch deren
Grundwort verdrängt.

Die Mundartengeographi e10) hat uns schon längst gezeigt
, daß sich die einzelnen mundartlichen Erscheinungen strahlenförmig
von einem Zentrum besonders starken Kultureinflusses ausbreiten
, gegen Nachbargebiete vordringen, so daß hier nun für
die gleiche Sache zwei verschiedene Ausdrücke, für das gleiche
Wort zwei verschiedene Sprachformen nebeneinander stehen. Eine
von beiden ist überflüssig. So stirbt im Wege des Ausgleichs in der
einen Landschaft die eine, in der anderen die andere Form ab, so
daß geschlossene Mundartenlandschaften entstehen; an den Grenzen
zweier solcher Sprachlandschaften bilden sich dann häufig Misch-
formen zwischen den beiden sinngleichen Ausdrücken. Hat sich
i. B. für „Frosch" in der einen Landschaft „Frosch", in der anderen
„Itsche" durchgesetzt, so entwickelt sich vielleicht im Grenzgebiet
die Mischform „Fritsche".

Die Ausbreitung erfolgt durch den Verkehr und stößt auf den
Hauptverkehrslinien vor, und zwar sprunghaft so, daß die neue
Form zunächst im nächsten Verkehrsmittelpunkt eindringt und sich
dann von diesem aus, oft wieder springend, allmählich weiter ausbreitet
, bis die Verbindung mit dem Ausstrahlungsgebiet unmittelbar
hergestellt ist. Verkehrshindernisse hemmen die Ausbreitung, an
ihnen stauen sich die einzelnen sich ausbreitenden Formen, es entstehen
Mundartengrenzen. Solche Barrieren sind nicht nur geographische
wie Gebirge, Waldgebiete, Moore, sondern vor allem
auch die mittelalterlichen Territorialgrenzen.

Hat sich in einem Gebiete eine Form durchgesetzt, so bleiben
doch meist vereinzelte Reste der unterlegenen Form zurück,
die sich in ursprünglicher oder auch in der Mischform in weiter,
unregelmäßiger Einzelstreuung oder in verkehrsentlegenen Rand-

•) G. Niemeier, Die kulturgeographische Fundierung der Ortsnamenforschung, vornehmlich am Beispiel
westfälischer Ortsnamenwandlungen (Erdkunde, Archiv für wissenschaftliche Geographie IV, 1950).
") Vergleiche etwa Bach, Deutsche Mundartforschung 1950*.

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