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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 14
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gebieten in größerer Geschlossenheit und Dichte als Randrestgebiet
e halten.

Diese Ausbreitungsdynamik der Mundarten wird nun
auch bei den Ortsnamen sichtbar, zunächst in ihren Sprachformen
; als Beispiel nehme ich die Wandlung von -weiler (mundartlich
-willer) in -weier (mundartlich -wihr). Sie breitet sich im
Oberelsaß am Ende des 13. Jahrhunderts von Ammerschweier (bei
Colmar) nach Norden und Süden aus, aber an der uralten Grenze
von Ober- und Elsaß kommt sie im Norden haargenau zum Stehen,
und im Süden an der Nordgrenze des damaligen Habsburgischen
Territoriums und dem der Abtei Murbach. Die badischen -weier treten
zuerst im 14. Jahrhundert im Raum zwischen Rench und Murg
auf; sie haben nach Norden zu alle -weiler-Orte erfaßt, aber im
Süden die alte Grenze zwischen Ortenau und Breisgau, zwischen den
Diözesen Straßburg und Konstanz nicht überschritten. Die Ausbreitung
erfolgte längs der Nord-Süd-Verkehrsstraße am Fuße des
Schwarzwalds; die wenigen abseits von ihr ins Gebirge hineinliegenden
-weiler-Orte wurden nicht erfaßt und sind nicht zu -weier geworden
. Ganz ähnlich hat sich Ende des 12. Jahrhunderts in der
Schweiz -weiler (mittelalterlich -wilre) zu -wil gewandelt; im späten
13. Jahrhundert dringen diese Formen auch in den elsässischen Sundgau
, den badischen Breisgau ein, ebenso über den Hochrhein und
über den Bodensee. Aber längs der immer schärfer sich ausbildenden
schweizerisch-deutschen Grenze erfolgt ein Ausgleich; in der
Schweiz werden die letzten -wilre-Formen, die sich im Bereich des
Baseler Juras noch sehr lange gehalten hatten, aufgesogen, während
wil im Sundgau, Breisgau und im deutschen Bodenseegebiet wieder
verschwinden. Nur die bei Waldshut über den Hochrhein ins später
badische Gebiet gedrungenen -wil-Orte haben sich bis heute gehalten
, weil die Schwarzwaldschranke sie von den übrigen badischen
-weiler-Gebieten trennt und vor deren sprachlichen Gegenwirkung
geschützt hat (Skizze 2).

Daß man auch einen Teil der Ortsnamenänderungen auf solche
Sprachbewegungen zurückführen kann, soll weiter unten gezeigt
werden.

Nach diesen allgemeinen Erörterungen mehr grundsätzlicher Art
können wir versuchen, Zusammenhänge zwischen Ortsnamen und
frühgeschichtlicher Besiedlungsgeschichte aufzudecken.

Süddeutschland ist altes Keltenland; im 1. Jahrhundert v. Chr. erfolgen
Germaneneinbrüche, die aber noch nicht zu einer germanischen
Durchdringung des Landes führen. Seit 58 v. Chr. gehört das linke

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