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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 18
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1953/0018
weitgehendes Verschwinden der romanischen Bevölkerung, die sich
wohl nur in Resten in einigen Städten wie Straßburg gehalten hatte.
So konnten die alten Ortsnamen nicht an die neuen germanischen
Eroberer und Siedler weitergegeben werden. Denn die Germanen
haben sonst genau wie andere einwandernde Völker die vorgefundenen
Ortsnamen übernommen und nur der eigenen Sprache
angepaßt.

Dieses Verschwinden der vorgermanischen Bevölkerung ist wohl
zum großen Teil durch Abwanderung infolge der jahrhundertlangen
Grenzkämpfe und Alemanneneinfälle zu erklären13). Die Tatsache
wird durch sprachliche Dinge bestätigt, die beweisen, daß der Sprachzusammenhang
zwischen dem Oberrhein und dem romanisch gebliebenen
Westen weitgehend unterbrochen gewesen sein muß.

1. Die lateinischen Lehnwörter in der deutschen Sprache sind in
der Hauptsache über den Nieder- und Mittelrhein, nur selten über
den Oberrhein in den deutschen Sprachraum eingeströmt14).

2. Die französischen Namen für die größeren Römerstädte auf heute
deutschsprachigem Boden in den Rheinlanden, in der Schweiz, selbst
in Bayern, sind unmittelbar aus der antiken Form in reinromanischer
Sprachentwicklung, ohne Beeinflussung durch die deutsche Form gestaltet
worden; hier muß also ein Sprachzusammenhang gewahrt geblieben
sein: von Colonia sind Cöln und Cologne, von Trevires Trier
und Treves, von Salodurum sind Solothurn und Soleure, von Sedunum
Sitten und Sion, von Turicum sind Zürich und das rätoromanische
Turidsch (gesprochen in Graubünden) völlig unabhängig voneinander
entwickelte Parallelformen. Ganz anders am Oberrhein. Hier
fehlen entweder französische Formen überhaupt, wie bei Brumath,
Ehl, Kembs, oder aber sie sind erst aus den deutschen entwickelt.
Hier erhalten wir folgende Entwicklungsreihen: Argentoratum >
älteste deutsche Form Strataburg > jüngere deutsche Form Straz-
burg > französische Form Strasbourg15); Tabernae > deutsch Zabern
> französisch Saverne (rein romanisch hätte *Taverne daraus wer-

IS) Manche Anthropologen vertreten auf Grund vor allem von Schädelmessungen die freilich
auch im eigenen Lager nicht unbestritten gebliebene Ansicht, daß seit der jüngeren Steinzeit eine
bäuerliche Bevölkerung sitzen geblieben sei; Kelten, Römer, Germanen seien nur dünne Herrenschichten
, die freilich den Unterworfenen ihre Sprache aufgezwungen hätten. Die Ortsnamen lehren
es anders.

") Vergleiche Frings, Grundlegung einer Geschichte der deutschen Sprache. 1950, S. 18, ,,Süddeutschland
ist arm an Lehnwörtern, ja es wirkt unter unserem Gesichtspunkt wie ein toter Raum".
Vergleiche auch Karte 27.

15) Die Übernahme von Strasbourg kann sich erst vollzogen haben, als im Romanischen sich schon
der Wandel st > et (vergleiche Studium > etude) vollzogen hatte; aus strata ist im Französischen der
Ortsname Etree geworden.

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