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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 26
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1953/0026
Unterelsaß zeigen. Westlich von Straßburg, im Kochersberger Land,
einem sehr fruchtbaren Lößgebiet, häufen und drängen sich die
-heim-Orte besonders dicht. Nördlich der Zorn wird das Land hügliger
und lößärmer, also weniger fruchtbar; hier sind die -heim-Orte
viel weniger dicht, und über die Moder reichen nur noch wenige;
am nördlichsten liegt Mietesheim. Als man dann, etwa im 7./8. Jahrhundert
, das Land wegen der wachsenden Bevölkerung auszubauen
begann, schoben sich nördlich von Moder und Zorn Ausbauorte auf
-dorf, -weder, -hausen zwischen die dünner gesäten -heim. Es entstand
so eine Gemengelage dieser neuen Typen mit -heim. Nun begannen
die neuen, in Mode gekommenen Namenformen die zwischen
ihnen eingestreuten -heim — vor allem im Norden — sich anzupassen
, zu assimilieren; aus Atin h e i m wurde Ettendorf, aus
Zuzen h a i m Zützen dorf, aus Moras heim Morsch w e i 1 e r usw.
Weiter im Süden hatte aber die geballte -heim-Masse noch so viel
Anziehungskraft, Gravitationskraft möchte ich sie nennen,
daß hier -heim sich die neuen Namenformen anpaßte; hier wurde
Ratolves dorf zu Rotteis heim, Danone w i 1 a r e zu Donnen heim,
Bruninges w i 1 a r e zu Prinz heim, Witheres h u s i zu Witters-
h e i m usw. Es entsteht so eine mittlere Ausgleichslinie, die nunmehr
fein säuberlich die -heim im Süden von den neuen Typen im
Norden scheidet; nur ganz im Norden, jetzt völlig vereinsamt, ist
als Restort Mietesheim erhalten geblieben. Im ganzen haben auf so
engem Raum 28 Orte ihren Namen gewechselt, für jeden ist ältere
und jüngere Namenform urkundlich belegt27).

Ich habe dieses Beispiel gebracht, um zu zeigen, daß solche
Wandlungen von Ortsnamen durch rein sprachliche Ausstrahlungsbewegungen
durchaus dem Bereich der Wirklichkeit angehören.
Trotzdem habe ich Bedenken gegen die Bachsche Theorie, Bedenken,
ob die Ortsnamen sich wie Mundartenwörter und -formen verhalten;
denn diese gehen leicht von Mund zu Mund und sind allgemeine
Bezeichnungen; die Ortsnamen aber sind an den Boden gebunden,
bezeichnen als Namen etwas Einmaliges, Besonderes, Individuelles.
Ich habe deshalb schon vor mehr als 20 Jahren die Auffassung vertreten
, daß die Ausbreitung der -heim im Elsaß nicht in einem einzigen
Einstrahlungsvorgang bestanden haben könne, sondern daß
-heim von zahlreichen kleinen Ausstrahlungsmittelpunkten aus assimilierend
um sich gegriffen habe, bis diese zum geschlossenen -heim-

8T) Uber diese und andere weiter unten berührte Feststellungen wird demnächst in den „Berichten
zur deutschen Landeskunde" (Bd. 12, Heft 2, 1953) von mir ein Referat mit Karten erscheinen.

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