Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 144
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Auch in den folgenden Jahrhunderten noch war der Hanf das Produkt
des Landmannes, das alljährlich Geld ins Dorf brachte. Erst um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts bekamen die einheimischen Gespinstpflanzen
die Konkurrenz der ausländischen zu spüren. Darauf
ging der Hanfbau stark zurück. Jene Zeiten, in denen der Hanf die

gesamte Gegend zum goldenen
Mittelland machte, haben sich auch
noch in der mündlichen Überlieferung
erhalten. Ein Bildstöckchen
am Wege zur St.-Antonius-Wallfahrtskapelle
in Oberachern hat
folgende Legende:

Früher wurde viel Hanf nach Holland
verkauft. Es ging hoch her, wenn in einer
Wirtschaft das Geld für eine Sendung
ausbezahlt wurde. Manchmal führte dieser
Anlaß zu ausgelassenen Trinkgelagen. Bei
einem solchen brachte der einheimische
Bürger Peter Beck ein lebendes Kalb in
die Wirtsstube und band es an der hölzernen
Säule beim Tisch der Zecher fest.
Darauf schnitt er dem Tier Fleisch aus
den Keulen und ließ es sich braten. Das
gemarterte Kälbchen blieb nahe dem
Tische angebunden, bis der Braten verzehrt
war. Wegen dieser Grausamkeit
wurde Peter Beck exkommuniziert. Um
wieder in die Kirche aufgenommen zu
werden, wallfahrte er nach Rom und nahm
Bildstock am Aufgang zur st.-Antonius-Kapelle den Bürger Kleinhans als Begleiter mit.

in Oberachern Auf,,.: Trude Berger Auf der Reise gjng es ihnen schlecht,

denn schon in einer der ersten Herbergen
wurde ihnen das Geld gestohlen. Nun mußten sie sich mit Betteln durchbringen.
öfters waren sie in Siechen- und Armenhäusern über Nacht, wo sie dann als Entgelt
die Kranken und Alten bedienten. In Rom wurde Beck wegen seiner aufrichtigen
Reue von der Exkommunikation freigesprochen, mußte aber zur Sühne
an einem vielbegangenen Wege seines Heimatortes ein Bildstöckchen aufstellen
lassen. Nach der glücklichen Rückkehr nach Oberachern ließ er am Aufgang zur
gern besuchten St.-Antonius-Wallfahrtskapelle die jedem Pilger bekannte Marienstatue
aufstellen.

Tatsächlich lesen wir auf der Rückseite des Bildstocks, welcher
unter dem mächtigen Laubdach einer alten Linde steht, bei der
Jahreszahl 1745 die Anfangsbuchstaben P.B.

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