Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 149
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1953/0149
All diese brauchbaren und gewinnenden Fähigkeiten und Erarbeitungen
waren aber nicht der tiefste Grund von Mailes Sein.
Was das Kind zu einem Wesen eigener Art machte, war ihr ungewöhnliches
Verständnis für Gott und Ewigkeit. Daß bei dieser Einstellung
das Klosterleben in den Bereich ihres Sehnens trat, bedeutete
für ihre Charakteranlage Geradlinigkeit und gesunde Entwicklung.
Die vernünftigen Eltern mußten diese Berufsrichtung voraussehen
und stellten der freien Wahl ihres Kindes keinen Widerstand entgegen
. Am 9. Mai 1809 geleitete Oberlehrer Lanner seine Tochter in
das Zisterzienserinnenkloster Lichtenthai.

Maile kam, selber eine Maienblüte, in die bestrickende Maienpracht
Baden-Badens. Nicht sogleich taten sich ihr die Klausurpforten
auf. Äbtissin Maria Cacilia Lauf ließ ihr vorerst ein Gastzimmer
anweisen. Kaum war sie in diesen äußeren Klosterbereich
eingetreten, da fuhr ein Königsgespann vor, das die Königin von
Holland und die Erbgroßherzogin Stephanie, begleitet von einem
Kammerherrn und einer Hofdame, ins Kloster führte. Eine hohe, unglückliche
Fürstin und ein einfaches, glückliches Lehrerskind hielten
fast zu gleicher Zeit Einzug in das altehrwürdige „Markgrafenkloster
", die eine zu kurzem Besuch, die andere, um lebenslang dort
zu verweilen. Nach zwei Tagen wurde das junge Mädchen in die
Klausur eingelassen, und es begann die Erprobung ihrer Berufung.

Maria Anna versagte in keiner Weise. Ihre Talente für Handarbeit
und Musik waren bestgeeignet für eine Zisterzienserinnenabtei; allein
diese äußere Begabung wäre bedeutungslos gewesen für die Durchführung
des eigentlichen Klosterlebens, des Ordensprinzips, wenn
nicht die innere Einstellung sie durchgeistigt hätte, wenn sie nicht
bereit gewesen wäre, Gottes Willen, der sie deutlich nach Lichten-
thal gerufen hatte, rückhaltlos zu erfüllen.

Am 1. April 1810 trat eine neue Postulantin, Barbara Trunk, in die
Klausur ein. Nun lebten in den klösterlich schlichten Noviziatsräumen
, wohin das Rauschen des Oosbachs und das Brausen des
Bergwaldes drang, zwei bräutlich gestimmte junge Menschen. Die
Sehnsucht nach dem weißen Ordenshabit trieb die sonst so bescheidene
Maria Anna zu einer kühnen Tat. Am 15. Juli 1810 überraschte
die Erbgroßherzogin Stephanie die Klosterfrauen im Chor unter dem
Hochamt. Bei dieser Gelegenheit „erfrechte sich" — wie die damalige
Chronistin sich ausdrückt — die erste Kandidatin, Maria
Anna Lanner, um die Einkleidung anzuhalten, die ihr auch gnädig
bewilligt ward. Bei einem neuen Besuch, eine Woche später, wurde
der Einkleidungstag auf den 13. August festgesetzt. Am 28. Juli wurde

149


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1953/0149