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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 150
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ihr Berufsexamen protokolliert, wobei Pfarrektor Herr von Kuppenheim
den Aktuar machte.

Am 13. August erfolgte wirklich die Einkleidung. Morgens um
9 Uhr geleiteten Orgelklang und Glockengeläute die Festkinder in
die Klosterkirche. Pater Melchior Falger hielt als bischöflicher Com-
missarius das Festamt, Pfarrer Streit von Muggensturm assistierte
im Rauchmantel, Herr Warth und Pater Dominikus Mospacher diako-
nierten. Nach dem Amt wurde der feierliche Akt vorgenommen. Die
erste Kandidatin erhielt den Namen Stephanie Friderika, die zweite
Ludovika Eugenia. Die Erbgroßherzogin Stephanie, der Kronprinz
von Württemberg nebst einer großen Anzahl von Grafen, Baronen
usw. wohnten der Zeremonie bei.

Nun begann die zweite Probezeit, das eigentliche Noviziat. Die
Ereignisse draußen brachten kaum eine Abwechslung in das ruhige
Dahinfließen dieses Lebens. Nur zwei sind des Erzählens wert.

Um die Mitternacht des ersten Weihnachtsfeiertages 1810 raste
ein schrecklicher Orkan, von Regen begleitet, und hielt an bis nach
2 Uhr. Zwischen 4 und 5 Uhr fing er noch einmal zu wüten an, heftiger
denn zuvor. Die Ziegel flogen ,,wie Schneeflocken" von den
Dächern, einige Häuser wurden niedergerissen. Der Donner rollte
entsetzlich; manche wollten eine starke Erschütterung der Erde bemerkt
haben. Als der Tag anbrach, sah man erst, welchen Schaden
der Sturm auf den Feldern und im Walde angerichtet hatte. Der
Boden war mit Bäumen bestreut, die häufig mit den Wurzeln ausgerissen
waren. Ein heftiger Wind hielt noch am zweiten und dritten
Weihnachtstage an. —

Am 11. Juni 1811 überbrachte Pfarrektor Herr die Trauerbotschaft
, daß Großherzog Karl Friedrich morgens zwischen 2 und
3 Uhr dieses Zeitliche verlassen habe. Die Frau Äbtissin erhielt
von Herrn Pfarrektor ein weißes Tuch, womit er selbst dem
Sterbenden den Schweiß abgetrocknet hatte. Noch selbigen Tags
wurde um 12 Uhr und abends um 6 Uhr mit dem Geläut angefangen
. Merkwürdig ist, wie eine sehr alte Tradition, nach der die
Lampen in der Lichtenthaler Fürstenkapelle beim Hinscheiden
eines Gliedes des badischen Fürstenhauses erlöschen sollen, sich
beim Tode Karl Friedrichs von neuem bestätigte. Als die Schwester
Apollonia die Klosterfrauen in der Frühe zur Mette geweckt hatte
und nachher durch die Fürstenkapelle ins Krankenhaus hinübergehen
wollte, brannten die ewigen Lampen nicht mehr. Sie zündete
sie wieder an; aber als sie nach dem Wecken der Kranken-

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