Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 156
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sonders reich an Funden von Matronensteinen ist das unterelsässische
Modertal; ihre drei Mütter tragen das keltische Nationalkleid, das
lange sagum mit Gürtel und Haube; ihr Haar fällt in großer Fülle
offen herab; an einigen Müttersteinen vom keltischen Prozessionsweg
nach dem Donon sind sie durch ihre Attribute direkt als Sonnenmutter
, Mondmutter und Erdmutter gekennzeichnet316).

Nach einer jahrhundertelangen Verwischung und Vermischung
traten ihre Spuren wieder im frühmittelalterlichen Brauchtum hervor
. Eine ihrer überraschendsten Ausstrahlungen sind drei weihnachtliche
Gebildebrote, die gerade in unserem Gebiet diesseits und
jenseits des Rheines seit früher Zeit bis heute gebräuchlich sind —
ein Ringelwecken, eine Brotpuppe und ein Brothase. In der Ur-
symbolik weist das Rad oder der Ring auf die Sonne hin, die Puppe
auf das „Mond-hjalpa, die Mondmutter, und der Hase auf die fruchtbarkeitgeschwängerte
Korn- oder Erdmutter.

Andere Ausstrahlungen schimmern aus unseren ältesten Flurnamen
und aus den mit ihnen verbundenen Sagen.

In unserem schönsten, noch erhaltenen Auenwald, im Abtsmuhr,
berühren sich folgende Gewanne: Schibelichtstruete, Wiblinsteg,
Schrecklineiche, Heinegraben und Heiligmatt; das Schibelicht ist das
vorgerm. scipa = Kreis, Scheibe, licht ist das alteng. liomo == luna,
Mond; scipalimo ist der Kreismond, der Vollmond; der Wiblinsteg
wurde neuzeitlich in Weibelsteg entstellt, ursprünglich war es der
Pfad der Wiblin, der „ewigen Frauen"; die Eiche war vg. ein heiliger
Nahrungsbaum, Schrecklin vg. scriclina — Hang, wo die wiblin die
Haare kämmen; der Heinegraben ist entstellt worden in Heinrichsgraben
, in Wirklichkeit ist es das hiunegrab, das Hünengrab, eine
vorgerm. Begräbnis- und Kultstätte; die Heiligmatt in und an Wäldern
ist nach Buck „heidnisches Besitztum". Im Gehege dieser Waldgewanne
ist folgende Sage beheimatet: „in den Vollmondnächten
zieht hier das ,wil-her' durch den Wald und sucht das weiße Hündchen
"317); das wil-her sind die Scharen der Verstorbenen, das weiße
Hündchen ist der Wächter ihres Hel-reiches, geführt wird das wil-
her von den drei Ewigen318). Alles zusammengefaßt können wir hier
eine einstige Kultstätte der drei Ewigen vermuten.

Ulm, wohl der älteste Ort der Gegend, ist das vorgerm. olm =
feuchter, am Wasser gelegener Urwald; tatsächlich heißt das Waldstück
hinter Ulm das Oleon, kommt wie das Vimbucher Elet vom

31B) Fuchs, Ein Beitrag zur Urgeschichte des Elsaß. Elsässische Monatsschrift, III. Jahrgang, Heft 44.
»") Dr. J. Küntzig, Mittelbadische Sagen.
51S) Hans Christoph Schöll, Die drei Ewigen.

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