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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 158
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und dem niederdeutschen waal = runder Mond, Vollmond; das bekannte
Scheibenschlagen war nie ein Radschlagen, sondern ist einem
uralten Mondbrauchtum entnommen. Borbet enthält den keltischen
Stamm borm = warm, bor-co = leuchtend und das ahd. porjan =
erheben und ist die mütterliche Sonne, die aus der Höhe Licht und
Wärme spendet'22).

Sehr früh wurden die drei „Heiligen" im Nonnenkloster Eschau
oberhalb Straßburg verehrt; ihre dortigen Plastiken sind ,,sehr zart
empfunden und stammen aus dem 15. Jahrhundert''2'). Ebenfalls gegen
Mitte des 15. Jahrhunderts tauchten zu Straßburg in Alt-St.-Peter die
Leiber der drei rätselhaften Heiligen auf, die großen Zulauf hatten
und besonders von Frauen in Kindesnöten angerufen wurden. In
Molsheim ist ein Reliquiarium der drei Jungfrauen aus dem 12. Jahrhundert
erhalten; merkwürdigerweise wurde 1619 ihr Heiligtum in
eine mächtige Dreifaltigkeitskirche umgewandelt. Auch im Straßburger
Brevier standen ihre Namen bis zum Jahre 1900'24).

Ein zweiter Kultkreis bildete sich um St. Nikolaus seit den Kreuzzügen
. In Straßburg allein wurden im 12. und 13. Jahrhundert sechs
Nikolauskapellen und -kirchen gebaut; sein Bild hing in den Barbier-
und Badstuben, und am Nikolausabend legte man den schlafenden
Kindern Geschenke in die Schuhe. Im Schwarzachischen heißt
St. Nikolaus Beiznickel und im Unterelsaß Bedelsnickel. Die Legendendarstellung
des heiligen Nikolaus, wie er drei gefährdete Mädchen
beschenkt, wurde mit dem Mythos der drei Beten kombiniert, und
so entstand nicht nur der Betelsnickel, sondern ein ganz eigenartiger
Kult. In der Schwarzacher Aue am Holerwald wird bald nach 1000
eine Nikolauskapelle genannt; diese erhielt 1288 besondere Ablaßtage
. Der seltsamste dieser Ablaßtage war der Karfreitag; im Brauchtum
der Schwarzacher Karwoche sind drei Momente, die weit über
den christlichen Sinn dieser Woche hinausgreifen; der Palmbuschel
wird aus lauter krankheit-, blitz- und dämonenbannenden, uralten
Kultpflanzen zusammengefügt, nämlich aus Buchs, Säfel, Holder,
Haseln, Stechpalmen, Weidenkätzchen und Hinschring; zu dieser
Siebenzahl kommen lange, bunte, bisweilen kostbar bestickte Seidenbänder
, die der Liturgie eine fröhliche Festlichkeit verleihen. Das
zweite Moment ist die wohl merkwürdigste Schwarzacher Sage; über
dem Hauptportal der dortigen Münsterkirche ist das berühmte Tym-
panonrelief mit Christus, Petrus und Paulus,- die drei Gestalten führen

m) Hans Christoph Schöll, Die drei Ewigen, Abschnitt 8—11.

3S3) Dehio, Handbuch der elsässischen Kunstdenkmäler.

*") Luzian Pfleger, Straßburg. Kirchengeschichte, Volksfrömmigkeit.

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