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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 164
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reits im 14. Jahrhundert von offenen Wirtshäusern zu Schwarzach,
wo der Wirt in Bannzeiten, „wenne daz tischlache uffgehebt, den
geste wins nit mer gen derf"337).

Der Inhalt der Weistümer ist auch vielfach erfüllt vom Nachklang
der einstigen sakralen Bedeutung des Rechts und den daraus entstandenen
Brauchtümern. Wir hören vom Stab, den der Meier trägt,
„daz man siht, daz ding seint", vom Halm, der bei Verkauf oder
Verpfändung eines Grundstückes überreicht wurde mit der Formel:
„mit hand und halm", vom Schlüssel, den die Erben auf den „liech-
boum" legten und damit das Haus der Herrschaft zurückgaben, von
den ältesten Rechtsaltertümern der Kerbhölzer, auf die z. B. der
empfangene Bannwein oder die gelieferten Hufeisen vermerkt waren;
am Ende des Jahres sah der Klosterzeller oder der Schmied nach,
was jeder auf dem Kerbholz hatte; wir hören vom Hut, der die Uber-
tragung eines Gutes zum Ausdruck brachte — so erhielt der „Vorträger
" vom Hartunger Hof, der mehreren Meiern zu einem Erblehen
übergeben war, bei der Entrichtung des Zinses jedesmal „vom
apt ein grawen kogelhuot so 18 pfennic werth"338). Ebenso hören wir
vom hingeworfenen Handschuh; wenn z. B. ein Schwarzacher Zinsgut
im Elsaß wegen Versäumnis des Zinstermins wieder an den
Dinghof gezogen wurde, „sol ein vrier vogt ein hentschuch an die
erd werfen unt wider uffheben unt in deme daz er in wider uffhebet,
so zuhet er die gieter in gewalt unt besitzung des hern apt zum
sand Peter". Außerdem erzählen die Weistümer vom Lochen, Scheidpfahl
und Markstein, von Ellen, Mässeln und Pfundsteinen, von gesonntem
und ungesönntem Geschirr, von guten und schlechten
Pfennigen, vom Stichmaß und Kaufmannsgut, aber auch von allem
„Wandelbaren", so von Muthwill und Unding, von unfertigen Dieben
und andern Übeltätern, dann von Stock und Behältnis, von
Wachs und schwarzen Kerzen, endlich vom offenen und Hochgericht.
Die Weistümer greifen auch mit bestem Wissen hinein in das ihnen
so nahestehende Brauchtum des täglichen Volkslebens und erzählen
vom alten kultischen Lebensbaum, der nicht sterben kann und immer
weiter wächst „im mayen und scellboum, im gryn tann ryß zur wihe-
nacht, in der schurdags gerta, und im balmen des karsondags"; sie
erzählen von den „Wowölflein", die in den zwölf heiligen Nächten
aus Roggenmehl und Schnitzbrühe bereitet wurden und die das
Jahr über „als magische Reihe" auf dem Schaft oder Känsterle standen
, von den „Betelskuchen der Mütternächte", von den Armen-

3") Grimm, Band I., Schwarzacher Weistümer.
m) Gallus Wagner, Chronik Schwarzach, I, 1033.

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