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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 165
(PDF, 57 MB)
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seelenmocken, von den Rosmarinzweigen, die mit seidenen Bändern
verziert von den Gevattersleuten zur Tauf und Hochzeit getragen
wurden, vom schlangenvertreibenden Kettengerassel und Schellengeklingel
an Petri Stuhlfeier, vom Kindelsbrot und den Zehrhennen,
von Ostereiern und Eierspielen, von den Reitern im Pfingstdreck
und ihrem ,,dantz zur trummen, sackpfeifen und diskant unt anderm
erlih erlustiren", vom Hagelläuten und Hexenbannen, von Grenzbegehungen
und Flurumritten, von öschgängen und Wallfahrten und
von „Seelambahten und Seelgeretten". So klang das „ganze Reden
und Raunen, Rechten und Ratswissen der ungeteilten Volksseele"
durch die Weistümer338).

Der Ausklang des Dingtages war ein Volksfest. In Vimbuch
„regalierte" der Schultheiß die ganze Gemeinde mit einem Schweinebraten
, wozu das Schlachtschwein vom klösterlichen Rindhof zu
Schwarzach gratis geliefert und auf dem Vimbucher Meierhof gemästet
worden war. Zum Ulmer ,,Burding sol der herre unt apt mit
6 roß und eim mule geritten komen unt vom hofsesse herrliglich
entpfangen werden; jeder der 32 huober sol eine habergarbe stellen
unt die vischer, so under dem stap sitzent, solen zum male die vische
vahn von der alten ahe bitz nach Ulmen an die mul". In Schwarzach
gab altem Herkommen gemäß der Schultheiß namens des Abtes den
Schöffen 2 Schilling Pfennig in Geld, für 7 Schilling Fleisch, 32 Herren-
mutscheln (Weißbrötchen) und vierthalb Schweigkäse (vom Schweigoder
Rindhof). Besonders reich klang der Dingtag auf den Schwar-
zacher Meierhöfen im Elsaß aus; zu Dossenheim bestand das Abendbrot
für die Herren, Huber und Schöffen aus „ein nierebrate durich
daz ganz kalp von deme ore bitz an swantz mit swin uß dem rouch,
darzue visch, kirsen, kese, wins, brots unt eim vlade; für den Heimgang
auf den nächtlichen Wegen stellte der Meier „fiur und lieht
uff sin kosten"340).

Die Weistümer sind einst auf Wunsch und Aufforderung der Herrschaft
hin entstanden durch die Bauern. Beide waren an ihrer Entstehung
beteiligt, und für beide wurde in ihnen das Recht gewiesen,
„wie sich der herre zue dem houber halten sol unt der houber zue
dem hof". Beide, Herren und Bauern, sahen in den Weistümern eine
Sicherung ihrer berechtigten Ansprüche; drum legten zunächst die
Herrschaften seit dem 13. Jahrhundert größten Wert auf ihre schriftliche
Fixierung. Solche geschriebenen Sammlungen von Weistümern
nannte man Dingrodel (rodel = Verzeichnis). Ihre Ergänzungen

us) bjs mi) Kollnig, Elsässische Weistümer, Frankfurt 1941.

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