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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 176
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Bei der Endregelung setzten die badischen Räte erneut fest, da
Ulm und Hunden einem Kaplan zur Erstattung des Abgangs seiner
Pfründgefälle etliche Jahre aus freien Stücken 4 lb. £ gereicht hätten
, „und damit derselbige ihnen mit Verkündigung des heiligen
Evangelii und Wortes Gottes gewertig sey", wollten sie diesen Betrag
auch fernerhin stehen lassen. Auf Betreiben der reformationsfreundlichen
Dorfgenossen wurde also die Kaplanei Ulm von einem
lutherischen Prädikanten versehen. Gleichzeitig ordnete dieser Vertrag
ihre Rückkehr zur alten kirchlichen Abhängigkeit an: Ulm und
Hunden sollten als ein Filial die Mutterkirche zu Scherzheim in allen
pfarrlichen Rechten wiederum suchen und gebrauchen, auch an dem
Kirchenbau daselbst gebührende Hülfe beweisen29). Diese Verselb-
ständigungsgelüste erfolgten unter dem Drucke rein politischer Erwägungen
der Badischen Regierung, welche etwa Befürchtungen dahin
hegte, als ob die abtsstäbischen Kirchspielsangehörigen bei einer
Auflösung der Abtei ihrem uralten Kirchenverbande folgen könnten.
Da Abt Martin bei Verkauf des Kirchenpatronates Scherzheim diese
kirchlichen Rechte ausdrücklich vorbehalten hatte, blieben beide
Orte auch nach 1554 in die nunmehrige Pfarrei Lichtenau einbezogen
: Die Taufe der Neugeborenen wie die Einsegnung der Brautpaare
geschah in der Lichtenauer Kirche, die Toten wurden fernerhin
auf dem Kirchhof zu Scherzheim begraben30). Erst während der
katholischen Restauration der Markgrafschaft Baden-Baden nach 1570
gelang es dem Abte, wohl mit Unterstützung der vormundschaftlichen
Räte, seine Untertanen endgültig zum alten Glauben zurückzuführen
. Noch im Frühling 1575 bei Errichtung der Lichtenauer
Schule hoffte man, Ulm und Hunden würden ihre Jugend auch dahin
schicken. 1578 hören die regelmäßigen Tauf- und Eheeinträge des
Kirchenbuches aus Ulm-Hunden auf; einzelne Brautpaare, auch Taufzeugen
, vielleicht Kirchgänger, erscheinen bis 1585. Damit zusammen
hängt die erneute Weigerung beider Dörfer, den herkömmlichen Beitrag
zum Kirchspiel zu leisten, worauf der Abt dem klagenden Gericht
Lichtenau 1579 letztmals versprach, sie mit Ernst anhalten zu

M) Nach altem Herkommen hatten Ulm und Hunden ein Drittel am Kirchhof in Scherzheim zu machen,
die Pfarrkirche in wesentlichem Bau halten zu helfen und einem Sigristen daselbst zwei Sester Korn zu
reichen (1532). Ulmer Heiligenreehnung 1554: 2 Sester Korn dem Mesner zu Scherzheim zu Lohn.

") Das älteste Kirchenbuch der Pfarrei Lichtenau zählt 1566 (1568) 49 (59) Taufen: Lichtenau 13 (10),
Scherzheim 14 (16), Muckenschopf 5 (7), Helmlingen 4 (4), Ulm 6 (8), Hunden 3 (4), das Fahr zu Grauels-
baum 2 (4). Trauungen 1566 (1567) 19 (22): zu Lichtenau 3 (1), Scherzheim 1 (5), Helmlingen 1 (0), Muckenschopf
2 (4), Ulm 3 (2), Hunden 0 (1), am Fahr 0 (0). Wegen Dispenserteilung der Badischen Regierung
an Ulm-Hundener Brautpaare, deren Kirchgang der Lichtenauer Pfarrer nach hanauischer Eheordnung
naher Verwandtschaft halber nicht vornehmen konnte, siehe Landesfürst Urkunde 226.

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