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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 202
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der Scheibenzeiger ein gewissenhafter Esel gewesen wäre. Er erstattete einen umständlich
notierten Bericht des Inhalts, daß die Kugeln keine Spuren ihrer Flugbahn
in dem weiten Luftraum hinterlassen, und daß es unmöglich sei, festzustellen,
wie nah und wie fern sie an der Scheibe vorbeigegangen. Da schüttelten alle die
Köpfe, und es war das Hornberger Schießen zu Ende.

Diese drollige Szene wird durch eine Postkarte illustriert: Die Untersuchung
des Luftlochs und die Beratung der Preisrichter. Darunter steht der Vers:

Vor dreißig und zweihundert Jahr,
allhier ein lustig Schießen war,
kein Schütze die Scheibe hat getroffen,
denn alle waren schwer besoffen.
Und als die Pulverkästen leer,
gab's keinen Schützenkönig mehr,
sie zogen ruhmbedeckt nach Haus,
so ging das Hornberger Schießen aus.

2. Leseart

Eine kleine Variation zu dieser Leseart findet sich in einem Buch von J. Eiselein:
„Die Sprichwörter und Sinnreden des deutschen Volkes in alter und neuer Zeit."
(Erschienen in Freiburg 1840, Seite 321/322.) Dort heißt es über das Hornberger
Schießen: Es geht aus wie das Hornberger Schießen! Der Volksmund berichtet
darüber: „Von einem Schießen zu Hornberg im Kinzigtal liefen zu Anfang des
18. Jahrhunderts die Schützen, weil ihnen manches dabei nicht gefiel, einer nach
dem andern weg, so daß es sich in ein Nichts auflöste. — In Hornberg selbst
herrschte die Sage, daß ihnen das Pulver ausgegangen sei, als sie einem württembergischen
Herzog schießen wollten, indem sie schon vorher das Pulver verschossen
hatten. —■ ,Er hat das Pulver zu früh verschossen', heißt es oft im Volksmund."

3. Leseart

In den „Württembergischen Volksbüchern": Lustige Geschichten aus Schwaben,
herausgegeben vom Württembergischen Evangelischen Lehrerunterstützungsverein,
findet sich die andere Leseart:

Das Städtchen Hornberg im Gutachtal auf dem badischen Schwarzwald, von 1423
bis 1810 württembergisch, ist durch eine Redensart landbekannt, welche jedermann
ohne Erläuterung versteht, obwohl nur wenige wissen, wie sie aufkam. Ich meine
den Spruch: Wie ging das Hornberger Schießen aus?

Ein württembergischer Herzog beschloß einmal, seine im westlichen Teile gelegene
Besitzung Hornberg zu besuchen. Es war wahrscheinlich Eberhard Ludwig
von 1677 bis 1733. Als die Hornberger von diesem Besuch Kenntnis hatten, bereiteten
sie sich zu einem würdigen Empfang vor. Da aber schon drei Tage nach
der Ankündigung der Besuch stattfinden sollte, so blieb den Hornbergern zur Veranstaltung
großer Festlichkeiten wenig Zeit. Aber die Stadtväter wollten es sich
nicht nehmen lassen, die Ankunft des Herzogs durch Böllerschüsse würdig einzuleiten
. Zu diesem Zwecke holten sie die vom Dreißigjährigen Krieg noch übrig
gebliebenen Geschütze hervor aus ihren Winkeln und veranstalteten ein Probeschießen
, um sich zu überzeugen, ob die schon längst nicht mehr benutzten Schußwaffen
sie nicht im Stiche ließen. Das Probeschießen fiel über alle Erwartungen
gut aus, und das Tal gab bis hinauf nach Triberg und hinunter nach Gutach die
Salven in hundertfachem Echo wieder, und alles freute sich auf die große Feier
am kommenden Tage. Die Böller wurden geputzt und alles sauber hergerichtet,
bis man endlich auch daran dachte, nach dem Pulver zu sehen. Da, oh Angst und

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