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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 208
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zuzeichnen". Zuerst hatte er gegen Ende 1795 in Hessen und in der Pfalz zu
kämpfen. In die Ortenau war der junge Offizier erstmals im Juni 1796 gekommen,
und zwar nach Baden-Baden. Er kam aber gerade recht, um wieder das Feld zu
räumen. „Den 28. mußten wir den Ort verlassen, da das schwäbische Chor unter
dem General von Stein es für gut befand, den Feind ohne Widerstand über den
Rhein marschieren zu lassen." Dieser Rheinübergang war in der Nacht auf den
25. Juni bei Kehl erfolgt, und an jenem 28. Juni, an dem von Negri Baden-Baden
verließ, marschierte Moreaus Gruppengeneral Desaix bereits über Renchen hinab
und gegen das Renchtal hinein. Die Eroberung der Kniebisbefestigung im Gefecht
vom 2. Juli hatte Moreau den Weitermarsch auch im Kinzigtal ermöglicht und
dadurch den Rückzug des Erzherzogs Karl auf der ganzen Linie veranlaßt. Mit
ihm führte der Weg des jungen Offiziers durch das Hohenlohisch-Fränkische nach
Bayern und Oberösterreich. Als im Norden jedoch General Jourdan geschlagen
war und es dem Erzl rzog darauf ankommen mußte, Moreau auch im Süden den
Rückweg zu verlegen — was nur knapp nicht mehr gelang —, brachten die
Märsche seiner Heeresgruppe auch von Negri wieder in die Ortenau. über Mannheim
und Karlsruhe — „eine zwar nicht große, aber schöne und geschmackvolle
Stadt" — kam er „am 23. Oktober nach Otigheim, am 24. nach Lichtenau (der
Stab nach Kloster Schwarzach), den 28. nach Neufreistett" ... „Das eine Stunde
entfernte Kehl wurde zu dieser Zeit von den Unseren belagert." Zweimal zurück
in die Pfalz. Ende Dezember marschierte sein Bataillon wieder gegen Kehl. „Am
24. kamen wir nach Rastatt, den 25. nach Moos, den 27. nach Scherzheim, wo ich
auf einer Rheininsel Pikett bezog, und am 31. bei Neumühl unter Major Graf
Weißenwolff auf Vorposten" ... „Nachdem wir bei der Belagerung von Kehl
gegen 6000 Mann verloren hatten, kapitulierte der Feind am 9. Die Verschanzungen
waren in einem unglaublichen Zustande. Im Städtchen sah man nur noch Ruinen,
und in der Umgebung fehlten sämtliche Bäume. Auch wir hatten viel zu leiden.
Es wäre nicht zum Aushalten gewesen, wenn Vater Karl nicht die Gemeinen und
Offiziere täglich mit Fleisch, Wein und Branntwein versorgt hätte. Am 13. marschierten
wir unter dem Kommando des Majors von Lamarine nach Hofweier, den 14.
kamen wir nach Friesenheim, den 15. nach Kenzingen, den 16. nach Emmendingen,
wo wir, wie im ganzen Lande, gut aufgenommen wurden." Der Marsch ins Oberland
richtete sich gegen den Hüninger Brückenkopf. „Der 3. [Februar 1797] war
zur Erstürmung des Brückenkopfes in Aussicht genommen. Am vorhergehenden
Tage ersuchte der fränkische General Desaix um eine Unterredung mit unserem
Kommandanten Fürst Fürstenberg1). Da ich mich auf Vorposten befand, erhielt ich
den Auftrag, dem General die Augen zu verbinden und ihn in das Blockhaus zu
führen. Nach einiger Zeit kam er unverrichteter Sache zurück, und die Kanonade
begann de novo. Nachmittags erneuerte der General seinen Besuch, Herzog Karl
verwarf die Kapitulationsbedingungen; in der Nacht einigte man sich jedoch dahin
, daß die Ubergabe des Brückenkopfes am 5. erfolgen solle. Bei der Besichtigung
der Verschanzungen sagte mir Erzherzog Karl, ,nun werden Sie sicherlich gute
Winterquartiere erhalten'. Doch es kam anders. Den 5. nachmittaqs marschierten
wir nach Beuggen, den 6. nach Ehrenstetten, den 7. nach Denzlingen, den 9. nach
Dinglingen, den 10. bezogen wir unsere elenden Winterquartiere bei Kehl. Die
Kompagnie war in Ichenheim einquartiert. Unser Bauer hatte zwei schöne junge
Töchter. Die älteste knüpfte sofort ein Verhältnis mit Baron von Löwen an,
während die zweite mir gut war. Man kann diese Mädchen nicht mit den Jülicher2)
Trampelen vergleichen. Die Oberländerinnen haben mehr Art, und die unserigen

*) Wohl der der böhmischen Linie des Hauses Fürstenberg angehörende Karl Alois Graf von
Fürstenberg, der zwei Jahre später bei Liptingen-Stockach fiel (bei v. Eichendorff wohl irrtümlich
Karl Joseph).

s) Das 1814 im preußischen Staate aufgegangene Herzogtum Jülich mit gleichnamiger Stadt im
Regierungs-Bezirk Aachen, engeres Heimatland v. Negris.

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