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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 209
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waren so auffallend schön, daß eine Ministerin, welche mit ihrer Tochter eigens
von Karlsruhe kam, um sie zu sehen, ausrief: ,C'est dommage qu'elles ne sont pas
d'une famille noble3)!' — Unsere Wintervergnügen bestanden in Exerzieren und
was sonst zwar angenehm, aber in strictissimo sensu nicht eigentlich zum Dienst
gehört. Am 26. gaben wir einen Ball, wozu die Damen, nachdem sie die häuslichen
Geschäfte verrichtet hatten, sich einfanden und über alle Erwartung gut benahmen."

„Am 5. [April 1797] kam ich auf Pikett am Rappenhof in der Nähe von Kehl
und den 6., 7. und 8. in die dortigen Verschanzungen, wo mir von der anderen
Rheinseite aus zugerufen wurde, daß Waffenstillstand geschlossen sei. Den 9. wurde
ich abgelöst und kam nach Dundenheim. Um 4 Uhr des 21. trafen unsere Bataillone
in Altenheim zusammen und marschierten mit türkischer Musik in der Richtung
auf die uns zugewiesenen Lagerplätze, bei welcher Gelegenheit wir vom Feinde
mit einigen Kanonenschüssen bewillkommnet wurden. Unsere Verschanzungen
waren stark und gut besetzt. Es war ja auch kaum anzunehmen, daß der Feind so
unhöflich sein würde, den Rhein an einer anderen Stelle zu überschreiten, als wo
wir ihn erwarteten und Verschanzungen angelegt hatten. Aber wider alle Erwartung
suchte er sich gerade die Stelle aus, an welcher ich vor einiger Zeit mit
40 Mann — 3 Kompagnien in Bereitschaftsstellung —■ auf Pikett war und wo jetzt
nur ein Gefreiter und 3 Mann auf Posten standen. Um 10 Uhr erhielten wir den
Befehl, nach Kork zu marschieren, und hörten unterwegs, daß der Feind bei Diers-
heim den Rhein passiert habe. Das Obrist-Bataillon setzte sich um 11 Uhr in
Marsch. Nachdem wir mehrere Stunden ohne alle Verhaltungsvorschriften im Felde
gestanden hatten, wurden von dem Bataillonskommandanten die Fähndriche Dost,
Kuhn und ich mit 50 Mann vorgesandt. Ich griff den Feind, der nicht stark war
und nur zwei kleine Kanonen mitführte, an und warf ihn bis Diersheim zurück,
erhielt aber unmittelbar darauf den Befehl, mich wieder mit dem Bataillon zu
vereinigen. Von unserem Lager hörten wir das Geräusch des Brückenschlagens [!],
waren jedoch der Meinung, daß der Feind herübergelockt werden solle und daß
wir noch Verstärkungen abzuwarten hätten. Am anderen Tage wurden die Truppen
in 3 Kolonnen eingeteilt. Unser Bataillon, 100 Mann vom d'Alton-Regiment, einige
Husaren und 50 Karabiniers waren unter dem Kommando des Obristen Graf de la
Motte vereinigt. Mit diesen Streitkräften, die beiden übrigen Kolonnen sollen nicht
viel stärker gewesen sein, gingen wir zum Angriff über. Anfangs ging alles nach
Wunsch. Nachdem aber unser linker Flügel zurückgedrängt war und unsere
formidable Kolonne nach dreimaligem Sturmlauf viele brave Offiziere und Mannschaften
verloren hatte, entschloß sich der Obrist zum Rückzug, weil er in Ermangelung
jeglicher Nachricht annahm, daß wir geschlagen seien.

Es bestand die Absicht, bis Offenburg zu retirieren, aber, wo wir auch hinkamen
, überall hatte sich der Feind schon festgesetzt. Zum Glück wurde derselbe
durch die Plünderung des Hauptquartiers solange aufgehalten, daß wir Zeit fanden,
uns durch die Wälder nach Oberkirch zurückzuziehen. Der alte Graf la Motte
sprach uns seinen Dank für die bewiesene Tapferkeit aus, indem er hervorhob,
daß während seiner langjährigen Dienstzeit noch niemals mit größerer Bravour
vorgegangen worden sei. ,Aber, meine Herren', fügte er hinzu, ,es geschehen Dinge,
die so und nicht anders geschehen sollen und müssen.' Am nächsten Tage überschritten
wir in vierstündigem Marsch den Kniebis, besetzten den Paß und bezogen
ein Lager bei Freudenstadt. In Dornham, wo wir am nächsten Tage biwakierten
, erhielten wir die Nachricht, daß seit acht Tagen Waffenstillstand sei. Von
hier aus wurde ich am 24. als Quartiermacher nach Rottweil gesandt. Wir wurden
hier gut aufgenommen, was wir um so freudiger begrüßten, als wir in der Annahme
, den damals noch recht schwachen Feind mit Leichtigkeit über den Rhein
zurückwerfen zu können, unser ganzes Gepäck und die Tornister der Mannschaften

3) ,Es ist schade, daß sie nicht adeliger Familie sind.'

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