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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 66
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gebrochen, die daher auch große Verwüstungen anstellten, aber im Anfang des
folgenden Jahres 1825 richtete es in Holland und Rußland unerhörten Schaden an,
der nicht zu schätzen ist.

1825. Ein Jahr, das den ältesten Menschen nicht gedenkt. Ein schöner und
günstiger Frühling fing an, so daß jedermann auf ein recht gutes Jahr hoffte.
Aber wie ganz anders beschloß es die Vorsehung. Ein hitziger und trockener
Sommer fing an, und es regnete drei Monate lang nicht. Da fing alles auf dem
Felde an zu welken, so daß mancher Hausvater mit großer Bangigkeit dem Winter
entgegensah. Aber auf den Herbst fing es an so sanft zu regnen, da gab es noch
Nahrung und Futter. Wohl mußte man sparen, aber es war alles so kräftig und
gut, daß man viel weniger brauchte als sonst andere Jahre. Es gab auch viel
und sehr starken Wein.

1826. Ein mittelmäßiges Jahr. Es gab Früchte aller Art mittelmäßig, aber ein
voller Herbst, daß man nicht Faß genug konnte aufbringen. Ist auch gut, den Ohm
kaufte man um 1 fl 30 kr, das Viertel Weizen galt 6 fl.

1827. Den 17., 18. und 19. Februar ward eine große Kälte, so daß viele Bäume,
auch die meisten Reben erfroren sind, und wenn nicht großer Schnee gelegen
wäre, wäre alles erfroren. Die Kälte war hier 19 Grad. Der Frühling war schön
und fruchtbar, Gras, Klee und Futter gab es im Überfluß, Frucht war das Drittel
Unkraut, gab aber noch viel schlechter aus, als man hoffte, denn man brauchte
40—50 Garben zu einem Viertel.

1828. Ein fruchtbares Jahr aller Gewächse, nur Getreide gab es wenig, Futter
und Wein gab es in völligem Überfluß, so daß man nicht Faß genug konnte aufbringen
, ist auch gut.

1829. Ein sonderbares Jahr. Im Frühjahr rauhe Witterung, darauf lange Dürre,
daher es auch keine Sommerfrüchte gab, auch wenig Heu. Hanf und Winterfrüchte
sind gut gerathen, Wein hatte man sich viel und guten versprochen, aber im
September fing es an zu regnen und regnete alle Tage bis Martini, daher es
etliche Male große Wassersnoth gab. Alle Wiesen waren ersäuft, man konnte
auch kein Heu mehr bekommen. Rüben gab es auch wenig, deswegen es große
Noth mit dem Futter war, es ist auch viel Vieh abgeschafft worden. Der Wein
war sauer, doch konnte man ihn trinken! Auf Martini fiel großer Schnee, gefror
es naß zu und blieb kalt bis zum 28. Jänner, zwei Tage gelind, gleich darauf
wieder solche Kälte acht Tage lang, dergleichen in vielen Jahnen nicht gewesen
ist. Der Rhein war zugefroren, alle Brunnen waren zugefroren, der Boden bis
3'A Schuh gefroren. Am 8. Februar kam ein lauer Wind, drückte den großen
Schnee zusammen, und es wurde gelind.

1830 gab es große Merkwürdigkeiten. Früchte gab es wenig, sie waren meistens
erfroren, dagegen gab es in der Pfalz so viele, daß fast nicht zu schaffen war.
Frankreich füllte alle Festungen mit diesen Früchten, bei Kehl gingen allein 85 000
Malter Weizen nach Straßburg. Wein gab es sehr wenig, aber gut. In diesem
Jahre eroberte Frankreich Algier. Kaum waren sie nach Hause gekommen, so
erregte sich eine gewaltige Revolution in Paris und ganz Frankreich.

1831. Ein sehr mangelhaftes und überaus nasses Jahr, das fast dem 17er und
24er gar zu vergleichen ist. Es gab das ganze Jahr alle Monath Überschwemmungen
, so daß vieles ersoffen, ja ganze Ortschaften bekamen gar keine Grum-
bieren, auch keinen Hanf, nur Winterfrüchte gab es für die größte Noth, denn
gerade war es guthe Witterung für die Ernte, wo man die Früchte konnte heimbringen
. Der Wein war sehr guth, aber sehr wenig, der Ohm galt 6—7 fl, Weizen
das Malter 16—17 fl, Grumbiere der Sester 30 kr, der Zentner Hanf 30—32 fl.
Der Winter war sehr gelinde, Schnee hatten wir keinen, daher der Rhein so klein
geworden, daß fast keine Schiffe mehr fahren konnten. — In diesem Jahre wurde
das Gewicht und alles Maaß verändert, daß im ganzen badischen Lande ein Maaß,
eine Elle, ein Pfund wurde. 1 Malter hat 10 Sester, 1 Sester hat 10 Messel,

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