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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 75
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Die genannten drei Gruppen des Heilzaubers werden oft miteinander
kombiniert, so die Anwendung der Auflegung eines Pflanzenteils
als blutstillendes Mittel in Verbindung mit dem Runenzauber.

Nicht unerwähnt darf ich das Wasser lassen, das kalt als
,,Maientau", warm als Bad schon früh angewandt wird. Spezifisch
germanisch ist der empirische Kern der kultischen Handlungen bei
Benutzung warmer Quellen, wie sie für Erlenbad, Hub und Baden-
Baden bezeugt sind.

Die Volksmedizin erfuhr in den Klöstern weitgehende Förderung;
Schulmedizin und Volksmedizin waren engstens miteinander verbunden
, zahlreiche volksmedizinische Schriften gelangten aus ihnen
ins Volk, wobei der christliche Gottesbegriff die Welt der Götter
und der Dämonen verdrängte.

Der Einfluß der christlichen Kultur auf das deutsche Volk war bis
zum XII. Jahrhundert ziemlich einheitlich. Mit der Entwicklung des
Außenhandels und durch die Kreuzzüge gelangten fremde Einflüsse
insbesondere in die deutsche Schulmedizin: Magie, Alchemie
und Astrologie, welch letztere sich durch vierhundert Jahre
in ihr hielt. In Abwehr dieser orientalischen PseudoWissenschaften
und anderer Fremdstoffe entstand, zum Teil auch als Folge der
sozialen Hebung der unteren Volksschichten, eine bürgerliche Laienkultur
, die im Mittelalter zur Blüte gelangte: Lesen und Schreiben
war im Volke weit verbreitet, und das Interesse an heilkundlichen
Schriften war um so größer, als dem Volke wissenschaftlich gebildete
Ärzte so gut wie gar nicht erreichbar waren. So blieben ihm
der kräuterkundige Mönch und der Leutpriester in berechtigtem
Vertrauen nah, und neben ihnen wirkten — ohne ordnungsmäßige
Lehre, weil sie nicht zunftfähig waren — wenig angesehene Volksärzte
. Doch war mancher tüchtige Mann unter ihnen, der sich ehrlich
mühte, die Krankheiten zu diagnostizieren und vernunftgemäß
zu behandeln. Ihnen wie den auf etwas höherer Stufe stehenden
Chirurgen, deren Ausbildung zunftgemäß erfolgte, war die Lektüre
deutsch geschriebener Fachliteratur vitales Bedürfnis, und viele
wissenschaftlich gebildete Ärzte stellten ihre Feder, seit die Buchdruckerkunst
sich auszubreiten begann, in den Dienst der Volksmedizin
.

Geringsten Vertrauens würdig erwiesen sich die dem fahrenden
Volk zugehörenden Gaukler, Wahrsager, Bruch- und Steinschneider,
Starstecher und Zahnärzte. An die genannten Operationen wagte
sich zu damaliger Zeit weder der wissenschaftlich gebildete Arzt,
noch der zünftige Chirurg heran. Gerade noch an der Grenze bürger-

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