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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 89
(PDF, 56 MB)
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macht zue vischen mit garnen, angelen, reisen unt uff welkerley
weis er wil". Den Hintersassen war es gegönnt, ein Essen Fisch für
ihren Haushalt zu fangen, nur durfte von dem Fang nichts auswärts
verkauft werden. Einzelne Bäche und Gießen waren verpachtet um
den „Vorfisch" (den größten Fisch) und um den Zehnten.

Regal des Gotteshauses war auch die Vogelei. Besonders die mit
Böschen bedeckten Wörthen, Köpfe und Grienen waren von wilden
Enten, Tauben, Schnepfen und Rebhühnern dicht bevölkert. Diese
Striche wurden meist an Vogelsteller in Pacht gegeben um jährlich
8 Schilling Pfennig, am Stephanstag zu entrichten.

Die vielen Singvögel wie Meisen und Finken, Stieglitze und Girlitze
, Rotkehlchen und Rotschwänzchen, Grasmücken und Drosseln,
Amseln und Nachtigallen waren sehr frühe geschützt, gehörten sie
doch zur schönsten Idylle der Auenwälder.

Am Westrande der Mark, dem Rhein entlang, war das eigenartigste
von düsteren Sagen umflüsterte Regal vom Goldgrienen. Eine
Sandbank, an deren Tag und Nacht veränderlichen Rändern man
Gold fand, hieß „Goldweid" — die Goldwäscherei hieß die ,,Goldene
" — die Hügelsheimer Goldgrub nannte man auch ,,den gülden
garden".

„So einer were, der sich des goldts im ryn gebruchen wollt",
zahlte er jährlich sechs bis zehn Schilling Pacht. Obwohl der Ertrag
gering war, hat doch Spannung und Erregung das Gewerbe jahrhundertelang
erhalten und auf der „Golderie" die seltsamsten Menschen
geformt.

Hinsichtlich der Wege und Wasser hatte sich in der Stollhofener
Mark eine „Baugenossenschaft" gebildet, indem Grundherr und
Hintersassen sie gemeinschaftlich unterhielten. Die Heimburge waren
die Aufsichtspersonen dieser Fronarbeiten. Hierher gehörte auch
die Unterhaltung der Bachfurten und Spöckwege. Viel genannte
Furten waren „mitten in die bach" bei Veitern, die Holerfurt bei
Stollhofen und die Langungspfurt bei Leiberstung. Die Spöckwege
(spähe ahd.) waren Dämme aus Rutengeflecht, Reiswellen oder
Pfählen mit Erde. Viele ursprüngliche Brücken waren Spöckbrücken
aus Faschinen, wie die Kesslerbruck zwischen den Gumpen (kesse-
len) der Rötze, der Englersteg an der Anglermühle beim Neuhof
(engler, angler, anger = eingefangenes Grundstück) und die Russenbrücke
(rusca ahd. Rüsche, Ulme). An den wichtigsten Straßen
waren schon sehr frühe Steinbrücken mit einem Schlagbaum für den
Zoll, ferner mit Grenz-, Geleits- und Jagdsäulen, auch mit Laternensäulen
oder Fackelträgern wegen der Flößer, über den Rhein hatte

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