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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 93
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das Choräußere der Dorlisheimer Kirche, und die Dämonie von
ihrem Gebelfer und Gekläff nennt man im Elsaß „das Hütata". Zur
andächtigen Empfehlung stellt man diesseits und jenseits des Rheines
in jenen Nächten die „Wowölflein" in den Gestalten aller Jagdtiere
auf den Stubenschaft. Zur Abwehr dieser „abergläubischen Dinge"
kam im 15. Jahrhundert eine vermehrte Pflege des Wendelinuskultes
auf. Drum ist es kein Zufall, daß man gerade damals sowohl auf dem
Leiberstunger „Wirbelfeld" wie auf dem Oberbrucher „Findfeld" eine
Wendelinuskapelle errichtete. St. Wendelin sollte das Vieh auf den
Weiden schützen gegen die „bösen Tiere und Mächte"358).

Im Abtsmuhr geht auch der vielgenannte „schwarze Pfaff" um,
der eine übermalung vom viel älteren „Nachtjäger" ist. Die elsäs-
sische Sage beschreibt ihn als finstere Riesengestalt in langem,
schwarzem Mantel und mit einem schwarzen Schlapphut und nennt
ihn den Führer der Totenscharen. In der hiesigen Sage wird eine
Frau aufgefordert, Kegel zu setzen, die Menschenknochen waren;
„als es zu St. Johann in Vimbuch nachts Einuhr schlug, war alles
verschwunden — zurück blieb ein Totenkopf voller Dukaten". Auch
hier greift die Sage hinein ins Reich des Todes und modelliert ihr
Gebilde im Geiste der beginnenden „Pfaffenfeindlichkeit"359).

Das überraschendste und Wertvollste dieser Abtsmuhrsagen ist
ihre Berührung jener Atmosphäre, aus der einst auch unsere Abtei
herauswuchs. Tatsächlich gilt hier der Satz: „Sagen und Legenden
können aus ihrer Fluidität Dinge mitteilen, die historischer sind als
sogenannte historische Berichte360).

M") Ebenda.
Ebenda.

38°) Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit.

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