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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 102
(PDF, 56 MB)
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Wie auch in den anderen Räumen ihres Machtbereiches drücken
die Zähringer in diesen Jahrhunderten in ihrem unablässigen Streben
, alle Möglichkeiten des Landesausbaues zur Mehrung ihrer wirtschaftlichen
und politischen Kraft auszunutzen, auch der Ortenau
mit Markt- und Stadtgründungen, Burgenerbauungen und Ansetzen
von Dienstmannen ihren Stempel auf2). In unmittelbarer Nähe der
alten Dingstätte Kinzigdorf legen sie so die Burg Offenburg an; in
ihrem Schutze wächst allmählich ihr Markt Offenburg zur Stadt im
vollen Rechtssinne empor3). 1148 ist das ,,Castrum" Offenburg erstmals
schriftlich bezeugt4), über Ortenberg dagegen haben wir um
diese Zeit noch keine Nachrichten5).

Trotzdem kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß noch im
12. Jahrhundert auch der als vorderster Ausläufer des Höhenzuges
Brandeck (691m) — Hohes Horn (542 m) — Keugeleskopf (372 m)
mit einer Höhe von 216 Metern gegen die aus dem Schwarzwalde in
die Oberrheinische Tiefebene hinausströmende Kinzig vorspringende
„Schloßberg", der ursprünglich wohl „Ortberg — Ortenberg" nach
seiner Randlage genannt wurde6), das Interesse der Zähringer erregt.
Die auch heute noch jedem von Offenburg oder von Gengenbach
Kommenden sich klar abzeichnende Sperrlage des Schloßberges von
Ortenberg am Talaustritt der Kinzig in die breite Rheinebene weist
dieser Granitnase eine natürliche Wachaufgabe an der alten „Straßburger
" Straße von Offenburg hinauf in den Schwarzwald und hin-

:) E. Heyck, Geschichte der Herzoge von Zähringen. 1891. — Th. Mayer, Der Staat der
Herzoge von Zähringen. 1935. — E. Hamm, Die Städtegründung der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland
. — H. Ammann, Zähringer Studien I. (Zs. f. Schweiz. Geschichte 24,1944.) — Zum
ortenauischen Eigenbesitz der Zähringer vgl. H. Heuermann, Die Hausmachtpolitik der Staufer.
1939. Anhang.

s) O. K ä h n i , Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt. 1951. S. 17 ff.

Jj Rotulus Sanpetrinus. (Hg. Fr. v. Weech im Freiburger Diözesanarchiv, fortan zit. FDA.,
15/1882. S. 169.)

5) Für die Annahme, daß der Ortenberger Schloßberg schon vor dem 13. Jahrhundert zentrale Gerichtsstätte
gewesen sei, bieten die einschlägigen Quellen keinerlei Anhaltspunkte. — Völlig unwahrscheinlich
ist auch die Ansicht, daß hier der Sitz eines älteren Dynastengeschlechtes gewesen sei.
1167 wird zwar ein Edelfreier (vir nobilis ingenuus et vir militaris) Werne* von Ortenberg genannt
(Wirtembergisches Urkundenbuch, fortan zit. WUß., II. nr. 388. S. 154 f.). Er tauscht seine elsässischen
Erbgüter Scherweiler und Ebersheim gegen Güter des Klosters Hirsau' in Endingen und Forchheim.
Obwohl diese Gütertradition über den Herzog Berthold von Zähringen erfolgt, scheint dieser Werner
zur zollerischen Adelsfamilie von Ortenberg-Hirrlingen mit dem Stammschloß Ortenberg bei Scherweiler
(Elsaß) zu gehören, da seine Erbgüter in dessen Nähe liegen.

6) Die noch von E. B a t z e r, Der Stein zu Ortenberg, S.2, aufrechterhaltene Benennung nach einem
sagenhaften Gründer Orto ist gegenüber der Namenserklärung aus der besonderen Lage des Burgberges
ohne tielere Wahrscheinlichkeit. „Ort" ist das alte deutsche Wort für den äußersten Rand, die vorderste
Ecke (Lex er, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 25. Aufl. 1949. S. 155 ff.), das noch heute im
Alemannischen in verschiedenen Wortverbindungen (z. B. Ortsgasse, Ortspeck) lebendig ist. Ortenherg
bedeutet also den vordersten Berg. — Daß der Name von dem Berg, auf dem die Burg steht, auf die
Burg übertragen wird, ist eine häufige Feststellung der vergleichenden Burgenforschung (vgl. Carl
S t o r m , Zur deutschen Burgenforschung. Bemerkungen von Seiten der Burgengeographie. — Deutsches
Archiv f. Landes- und Volksforschung, Bd. 5/1941. S. 131).

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