Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 56
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huhn, 2 Kappenzinse und den Ertrag aus der herrschaftlichen Schäferei
. Die Camerie (Kämmerei) des Hochstifts Straßburg bezog die
Einkünfte aus einem Dinghof, das Kloster Schwarzach bezog die ihm
zufallenden Zehnte und sonstigen Abgaben. Die Kirche zu Scherzheim
übte das alleinige Recht auf Taufe und Beerdigung im ganzen
Kirchspiel aus, auf die Kaplaneien zu Lichtenau und Ulm, wo nur
durch die Kapläne die Messe gelesen wurde, stand dem Pfarrektor
der Kirche zu Scherzheim das Präsentationsrecht zu.

Um die Jahrhundertwende machten sich die ersten Anzeichen des
nahenden Bauernkrieges im Lande bemerkbar. 1493 errichteten
Elsässer Bauern einen sogenannten „Bundschuh" mit der Aufforderung
, die Zahlung der Steuern und Abgaben zu verweigern, die
Kirche in ihren gewaltigen Einkünften zu beschränken und den
großen Güterbesitz der Klöster aufzuteilen. Wie überall richtete sich
auch bei uns die Wut der Bauern gegen die Klöster. 1514 flammte
zu Bühl ein hitziger Aufstand auf, den der Gugel-Bastian unter dem
Namen der „Arme Konrad" leitete. Jost Fritz, der anerkannte Führer
der Bauern, tauchte auch in unseren Gemeinden auf und verschwand,
ehe er von den Häschern der Herrschaften gefaßt werden konnte.
Mit dieser wirtschaftlich-politischen Hochspannung zusammen traf
der gewaltige Ruf Martin Luthers aus Wittenberg zur Erneuerung
der Kirche an Haupt und Gliedern. Prädikanten durchzogen das Land
und verkündeten das neue Evangelium. In den ersten Monaten des
Jahres 1525 kamen Aufwiegler und Volksredner aus dem Oberland
und aus dem Elsaß mit fliegenden Bundschuhfahnen in die Dörfer
und riefen die Bauern auf zum Kampf. Es waren vor allem die Bauern
aus dem elsässischen Hanauerland, zu denen jene aus dem
rechtsrheinischen Gebiet, aus Lichtenau, Scherzheim, Muckenschopf,
Helmlingen, Memprechtshofen, Querken sowie aus Ulm und Hunden
aus dem Gebiet des Klosters Schwarzach, kamen. Ihr gemeinsamer
Anführer war Wolf Schütterlin, ein Wirt aus Willstätt. Als weitere
Wortführer aus Scherzheim werden genannt: Furer Hänslein, Hans
Kilius, Peter Groß, Lorenz Klein und einer genannt Leberwurst; von
Muckenschopf Hans Schmid, Veltin Beck, Kilian des Schmieds Knecht,
Jakob Schneider und dessen Knecht, Zillen Hans und Ulen Federlen.
Sie lagerten sich zwischen Scherzheim und Lichtenau bei 3000 Mann
und nahmen Verhandlungen auf mit dem bei Stollhofen sich sammelnden
Haufen aus der badischen Markgrafschaft. Das Ziel war
das Kloster Schwarzach. Als Tag des gemeinsamen Handelns wurde
der Dienstag nach dem Weißen Sonntag, 25. April, festgesetzt. Mit
dem bei Oberkirch sich sammelnden Haufen war vereinbart, daß

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