Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 57
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dieser am selben Tag gegen das Kloster Allerheiligen losschlagen
sollte. Abt Johann Gutbrot V. von Schwarzach war mit den Mönchen
beim Nahen des Verhängnisses nach Baden geflohen und stellte
sich und die Abtei unter den Schutz des Markgrafen — und dieser
nahm es mit dieser Aufgabe gründlich, so gründlich, daß die Abtei
diese Schutzherrschaft bis zu ihrem Ende nicht mehr abschütteln
konnte. An dem festgesetzten Tag stürmten die Bauern das nicht
verteidigte Kloster und hausten barbarisch in demselben. Die Herrschaften
hatten sich ruhig verhalten, sie waren von diesem gewaltigen
Ausbruch des Volkszornes wie von einem elementaren
Naturereignis völlig überrascht worden. — Während die Elsässer
wieder heimzogen, lagerten sich die Rechtsrheinischen im großen
Klosterhof zu Scherzheim, um das Ergebnis der inzwischen von der
Reichsstadt Straßburg und dem Markgrafen von Baden eingeleiteten
Vergleichsverhandlungen abzuwarten. Aber diese gingen nur sehr
langsam voran, da der meistbeteiligte Graf Philipp III. von Hanau-
Lichtenberg keine Unterhändler zu den in Off enburg und Achern geführten
Verhandlungen entsandt hatte. Dagegen aber hatte er im Bündnis
mit dem Herzog von Lothringen die elsässischen Bauern nach ihrer
Rückkehr in einem blutigen Treffen fast völlig niedergemetzelt, so daß
sich die übriggebliebenen auf Gnade und Ungnade ergaben. An diesen
übte er furchtbare Rache. Der Graf drohte, ,,er wolle den Flecken
Lichtenau, desgleichen Scherzheim an den Himmel henken". Am
18. Mai suchte daher die Bürgerschaft dieser beiden Gemeinden, in
Angst und Schrecken, beim Rat der Stadt Straßburg um die Erlaubnis
nach, mit Weib und Kind und aller Habe Aufnahme in der Stadt
zu finden. Die inzwischen in Renchen getroffenen gütlichen Abmachungen
wurden von dem Grafen nicht anerkannt, wie er sich
auch in der Folge keines seiner alten Rechte begab. Auch Abt und
Konvent des Klosters Schwarzach kehrten erst im Frühjahr 1527 in
die zerstörte Abtei zurück. Aber die politische Selbständigkeit hatte
sie verloren und von den wirtschaftlichen Schäden konnte sie sich
bis zu ihrem Ende nicht mehr erholen. Die hanauische Regierung
gestand dem Abt zwar wieder den Bezug des Zehnten und aller Gefälle
zu, und schließlich mußten die Gemeinden Lichtenau, Scherzheim
, Helmlingen und Muckenschopf als die angeblich Hauptbeteiligten
für den dem Kloster zugefügten Schaden an dieses 300 fl. bezahlen
. Unter den Nachwehen des Aufstandes aber verweigerten nun
auch die beiden Klosterdörfer Ulm und Hunden nicht nur die Leistung
ihrer althergebrachten Schuldigkeit an ihre angestammte Kirche
zu Scherzheim, sie suchten sich völlig aus dem Kirchenverband zu

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