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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 59
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0061
durch die Gegenreformation dem alten Glauben wieder zugeführten
Dörfer Ulm und Hunden waren aus der Gemeinschaft ihres jahrhundertealten
Kirchenverbandes und des nun evangelischen Hanauerlandes
ausgeschieden.

Aber für die alte Mutterkirche Scherzheim war jener Kaufvertrag
von 1554 von weittragender Bedeutung. Bei der folgenden Neuordnung
der kirchlichen Verhältnisse wurde nunmehr Lichtenau zur
Pfarrei erhoben, die beiden Kaplaneien wurden aufgehoben, die
Kirche zu Scherzheim diente nur noch als Begräbniskirche, und erst
nach der Errichtung des Diakonats Lichtenau im Jahre 1600 fand
wieder regelmäßiger Gottesdienst in Scherzheim statt. Wegen der
großen Ausdehnung des Kirchspiels nämlich wurde dem Pfarrer zu
Lichtenau im Jahr 1600 ein Diakon oder Helfer beigegeben, der wohl
im Hauptamt der 1575 in Lichtenau errichteten Schule vorstand, daneben
aber den Gottesdienst in Scherzheim zu halten hatte. In die
Schule nach Lichtenau gingen fortan auch die Kinder von Scherzheim
bis zum Jahr 1730, da Scherzheim eine eigene Schule erhielt.
Auch die Kinder von Helmlingen und Muckenschopf besuchten die
Schule zu Lichtenau.

Mit der Einführung der neuen württembergischen Kirchenordnung
im Jahre 1572 wurde das große Werk der Reformation in unserer
Heimat abgeschlossen. Mit dieser wurde auch das neue Straßburger
evangelische Gesangbuch eingeführt; es wurden aber auch weiterhin
sechs Marienfeiertage und 12 Aposteltage gefeiert.

Und dann leitete der Dreißigjährige Krieg die dunkelste
Geschichte des deutschen Volkes ein. Schon im Jahre 1620 fiel Tilly,
der Feldherr der Liga, in die Pfalz ein; im Winter 1622 brannten im
Elsaß die Dörfer, und die Heimat wurde von Flüchtlingen überschwemmt
. Da Graf Johann Reinhard eine Kontribution von 100000 fl.
an den Grafen von Mansfeld zahlte, blieb das Land zwar von den
Plünderungen durch dessen Truppen verschont, aber Truppendurchzüge
wechselten miteinander ab, und als Johann Reinhard am
19. November 1625 starb, hatte das Amt Lichtenau einen Schuldenstand
von 485 548 fl. Die Jahre 1626 und 1628 waren Hungerjahre,
am 30. April 1631 wurde Lichtenau von den Franzosen, die in die
kriegerischen Händel eingegriffen hatten, besetzt, beiderseits des
Rheins wurden Schanzen gebaut. Am 9. April 1632 wurde das Städtlein
von den Kaiserlichen zerstört, daß „gleichsam nit eine Stütze
verblieben", seit Herbst 1634 lag der schwedische Rittmeister Ingold
in Lichtenau, von wo aus er die Dörfer brandschatzte, 1635 verderbten
die Kaiserlichen von Rheinbischofsheim aus wieder das Land,

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