Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 66
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Scherzheim nur 4, von 25 in Muckenschopf nur 5, in Helmlingen von
47 nur 10. Auf die Androhung von Gewaltmaßnahmen huldigten
auch die Widerspenstigen.

Der Tod des Kaisers Karl VI. im Jahre 1740 und die Thronbesteigung
seiner Tochter Maria Theresia gab den Anlaß zum Ausbruch
des österreichischen Erbfolgekrieges, da der König von Preußen und
der Kurfürst von Bayern im Verein mit dem König von Frankreich
der jungen Kaiserin ihre Anerkennung versagten. Wieder wurde die
Heimat am Rhein zum Aufmarsch- und Durchzugsland für die Heere.
Französische, ungarische und böhmische Truppen lagen im Land,
und Lichtenau wurde wieder Etappenplatz: allein im Jahr 1743 betrug
die Kontribution 1000 Zentner Mehl, 1500 Zentner Heu und
40 000 fl., erst der Friede von Aachen 1748 machte der österreichischen
Husarenplage ein Ende.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts erhielt auch das kleine Hanauerland
sein eigenes Militär. Dem Beispiel anderer Duodezfürsten folgend
, errichtete Landgraf Ludwig IX. im Jahr 1745 in Lichtenau eine
Garnison mit einer Kompagnie Leibgrenadiere, die aber schon 1747
nach Pirmasens verlegt wurde; im Jahre 1785 bestand das Regiment
aus 1576 Mann, davon waren 1138 verheiratet. Es war eine bunt
zusammengewürfelte Truppe aus aller Herren Länder, der Kommandeur
, Generalleutnant Georg Höfle, war aus Kitzen in Sachsen
und mit seinen 86 Jahren der älteste Regimentsangehörige. In jenem
Jahre dienten folgende Scherzheimer bei der Truppe: Andreas Pfeifer
mit 51 Jahren, Friedrich Meyer mit 49 Jahren, Christian Stadelbach
mit 23 Jahren; aus Lichtenau waren es acht Mann, darunter der spätere
Krämer, Zoller und Stadtburgermeister Johann Jakob Lauppe.
Im Jahre 1802 mußte die Truppe aufgelöst werden. Viele der alten
Soldaten blieben in Pirmasens und begründeten die heutige weltberühmte
Schuhindustrie, da der Landgraf die meisten der Männer
als Schuhmacher hatte ausbilden lassen, damit sie ihr teueres Schuh-
und Lederzeug selbst hatten anfertigen und reparieren können.

Vom Siebenjährigen Krieg blieb das Land verschont, aber hoch
schlugen die Wellen der politischen Leidenschaft beim Ausbruch
der Französischen Revolution im Jahre 1789 mit ihren neuen Ideen
über die Menschenrechte, denn allzulaut tönten die Schlagworte von
„Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit" über den Rhein. Nach dem
Sturm auf die Bastille, das französische Staatsgefängnis in Paris, am
14. Juli, setzte eine Bewegung ähnlich der des Bauernkrieges ein,
und wieder kamen über den Rhein die Aufwiegler in das unruhige
Land, und die Gemeinden verlangten die Ausschreibung von Depu-

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