Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 74
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seine Forderungen keineswegs durch. Auf 19. Juni, da wegen gewisser
Beschwerden der Untertanen gegen ihre Obrigkeiten abermals
ein Tag zu Renchen angesagt war, mußte der Bischofsheimer
Vogt im Namen der Herrschaft Lichtenberg Protest einlegen und
den „vermeinten Vertrag", welcher gegen alle Billigkeit verstoße
und zu dessen Haltung die Grafen genötigt worden wären, öffentlich
ablehnen. Dazu durfte er in keine weiteren Abmachungen mit den
Bauern mehr einwilligen (AA385). Dieser schamlose Bruch feierlichst
eingegangener Verpflichtungen gegenüber den Ortenauer
Bauernhaufen war nun auch eine grobe Beleidigung des Markgrafen
Philipp von Baden und der Stadt Straßburg, die im guten Glauben
an die Ehrlichkeit der Grafen vermittelt hatten. Auf ihre Beschwerde
empfahl das kaiserliche Regiment zu Eßlingen unterm 14. Juli die
Einhaltung des Vertrages. Doch scherten sich Bitsch und Hanau
nicht darum. Zu Anfang des Sommers brachten sie ihre Ämter am
Rhein, Lichtenau und Willstätt, wieder in ihre Gewalt. Damals ritt
Graf Philipp von Hanau mit „etlich gerüsten Pferden" gen Lichtenau
und ließ Untertanen wie Hintersassen bei der Huldigung von neuem
beiden Herren von Lichtenberg Gehorsam geloben und schwören.
Allen Untertanen, ob schuldig oder unschuldig, wurde um ihres Abfalls
willen ein unmäßiger Geldbetrag, mehr als mancher sein eigen
nannte, als Strafe auferlegt. Gleichzeitig wurde zur Aussteuerung
von Graf Philipps Tochter nach altem Herkommen eine merkliche
Schätzung als ,,Fräuleinsteuer" ausgeschrieben und samt dem Strafgeld
in einer Summe erhoben und unter beiden Grafen geteilt. Da
wußten die Armen nicht, wie sie sich verhalten sollten. Dazu forderte
man auch von den markgräflichen Leibeigenen, die als Hintersassen
in der Herrschaft Lichtenberg seßhaft waren, eine ungebührliche
Schätzung, z. B. von Jakob Schreiber, dem Scherer zu Lichtenau,
30 fl., Kaspar Pfeiffer, Schneider zu Scherzheim, 20 fl., Simon Veitin,
einem Mann von geringem Einkommen, weit mehr als sein Vermögen
ausmachte. Mit roher Gewalt suchte Graf Philipp die bedingungslose
Unterwerfung der Untertanen und ihre förmliche Lossagung
vom Ortenauer Vertrage zu erzwingen. Um nicht von Haus
und Herd vertrieben zu werden, übersandte die „gemeyne burger-
schaft des ampts Liechtenaw sampt zugeherige derfer" am 20. Juli
dem Rate der Stadt Straßburg eine Erklärung, daß sie sich jetzt wieder
ihren beiden Herren mit Gelübden und Eiden, wie andere ihrer
Gnaden Herrschaft jetzund auch getan, ergeben hätten und sich
fortan gegen dieselben halten wollten, wie Hintersassen gegen ihre
Obrigkeiten zu tun gebühre, in der Zuversicht, daß die Grafen gegen

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