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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 114
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Andererseits ist es aber auch zu verstehen, daß die Ministerialen
und sonstigen freien Adeligen der Nachbarschaft die Entstehung
einer Stadt als einen Schlag gegen ihre und ihrer Nachkommen
Existenz betrachteten und deshalb mit allen nur erdenkbaren Mitteln
die Gründung zu hintertreiben versuchten und ihre größten Raufer
wie den „Tyrannen de Zusenecke"25) vorschickten. 1225/1226 erneuter
Versuch, die Pfarrkirche dem Stift zu entwinden, der abgeschlagen
werden konnte, 1233 wieder einer, der beinahe geglückt
wäre, wenn nicht Abt Gotfrid mit ungebrochener Zähigkeit sein
Recht durchgefochten hätte. Wie schwierig sich für ihn damals die
Lage gestaltete, zeigt seine Absetzung als Abt durch die Bistums-
visitatoren. Allein er appellierte an den Papst und ging nach Rom.
Der Vertreter des Gegenabtes erkannte dort aber bald, daß seine
Sache schlecht stehe, und verzichtete, worauf Abt Gotfrid wieder in
seine Rechte eingesetzt wurde26).

Bei diesen Wirren 1233/1234 gingen die adligen Gegner aufs Ganze.
Mit Bewaffneten zogen sie vor das Kloster, brachen es mit Brecheisen
auf, beschädigten oder vernichteten, was möglich war, und
jagten die Mönche aus ihrer Klausur. Was aber das Schlimmste war,
sie brachen an den klösterlichen Urkunden die Siegel und Bullen ab
und rissen die Urkunden in Stücke27). Von dem ganzen Archivbestand
blieb nicht mehr viel ganz. Ohne Urkunden keine Rechte in
jener Zeit! Das war die Rache des Adels für die vermeintliche Beeinträchtigung
seiner Existenzmöglichkeiten infolge Gründung der
Stadt Gengenbach. Durch die Vernichtung der Urkunden sind gerade
auch diejenigen, die sich auf die Gründung der Stadt bezogen,
verloren gegangen, was wir schmerzlich bedauern.

Die Acta Gengenbacensia, in denen uns diese Vorgänge fast dramatisch
anschaulich geschildert werden, geben uns noch weitere
Hinweise auf die im Entstehen begriffene Stadt Gengenbach. Wie
schon erwähnt, haben sie zu 1233 die Angabe, daß die Pfarrkirche
vor der Stadt28) lag, daß also die neue Stadt schon irgendeine Abgrenzung
hatte. An eine regelrechte Steinmauer werden wir wohl

!i) „Tirannus ille de Zuseneckke suggestione et instinctu Conradi de Offenburg hostiliter nos des-
poliavit, claves cellarii et granarii aliaque quam plurima in Castrum Ortenberg transtulit usw."
Acta, S. 111.

'•) Acta, S. 110.

37) ,,confractis seris nostris privilegia nostra infinitis laboribus sive expensis conquisita bul-
iis et sigillis avulsis (sicut presens rerum probat evidentia) discerpserunt." Ebenda, S. 104. Nach dem
Hinweis auf den gegenwärtigen Befund scheint es, als ob noch ein Teil der Urkunden bzw. Urkundenteile
sichergestellt werden konnten.

2e) Es ist daher unrichtig, was Kuner, a. a. O., S. 86, behauptet.

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