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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 150
(PDF, 63 MB)
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aber die gesellschaftlichen Wandlungen des letzten Jahrhunderts
spiegeln sich in der neueren Geschichte von Schloß Ortenberg sehr
eindringlich.

Nacheinander erwerben drei geadelte und durch Handelsgeschäfte
zu großem Reichtum gekommene Familien aus fremden Landschaften
Schloß Ortenberg als Sommersitz, bis die beiden Weltkriege diese
pseudofeudalistische, großbürgerliche Episode jäh beenden.

Baron von Berckholtz, der im Ostindienhandel reichgewordene
Livländer, sollte keine ungetrübte Freude an seinem neuerbauten
Herrensitze haben. Sein Sohn Jakob verkauft 1872 das Schloß an
den Baron Gustave Renouard de Bussiere aus Straßburg für
200 000 frs.1""'). Jahre toller Mißwirtschaft folgen. 1889 erwirbt Baron
Theodor von Hirsch-Gereuth, aus einem in Hopfenhandel und Braugewerbe
reichgewordenen und neu geadelten bayerischen Geschlechte
, das Schloß Ortenberg als der neuen sozialen Stellung gemäßen
Sommersitz für 240 000 Mark. Die Jahre bis zum ersten Weltkrieg
bedeuten für das Schloß eine Zeit gediegener Wohlhabenheit
und glanzvoller Herrschaftlichkeit unter der Familie von Hirsch.
Krieg und Inflation zeigen aber rasch das Versinken dieser eben
noch so sicher scheinenden Blüte an. Immer seltener von seiner
„Herrschaft" besucht und kaum mehr gefördert, verliert das Schloß
Ortenberg langsam den Glanz der vorangegangenen Jahrzehnte.

Schon zieht sich das Unheil eines zweiten Weltkrieges zusammen,
als schließlich das Deutsche Jugendherbergswerk das Schloß käuflich
erwirbt. Kriegs- und Nachkriegsjahre bringen nach mannigfaltiger
Einquartierung dem Schloßbau schwere Schäden durch Beschuß
im Laufe der Kämpfe um den Kinzigtaleingang im April 1945
und durch die nachfolgenden Besatzungen.

Idealistische Männer suchten dem notdürftig geflickten Schloß als
,,Haus der Jugend und Volksbildung" einen neuen Inhalt zu geben,
doch ebbten diese Versuche ab. Inzwischen ist das Schloß wieder
deutsche Jugendherberge geworden, die von Jahr zu Jahr von einer
steigenden Zahl junger Menschen aus aller Herren Länder aufgesucht
wird. Gleichzeitig ist an den lange verwahrlosten Granithängen
des Schloßberges, an denen früher ein bekannt guter Tropfen
wuchs, eine neue mustergültige Weinbauversuchsanlage, die von
der Verwaltung des Kreises Offenburg getragen wird, entstanden.
Energisch vorangetriebene Rodungsarbeiten haben das Aussehen der
Südosthänge des Schloßberges völlig gewandelt. Große Teile des

n") Nach ihm ist der ,,Jakobsturm" genannt. — Die genannten Kaufsummen sind von E. B a t z e r ,
Stein zu Orlenberg, S. 14, übernommen.

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