Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 183
(PDF, 63 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0185
Stall und „Spicher" sind die besten Zeugen für den Wohlstand eines
Bauern. Hat dem Brautvater alles gut gefallen, so bestellt er den
zukünftigen Schwiegersohn auf seinen Hof, wo ihm der endgültige
Bescheid gegeben wird. Schlimm steht die Sache, wenn der Bauer
beim Verlassen des „beschauten" Hofes meint: „Ich will wieder
Bericht sagen lassen."

Ist der Entscheid günstig ausgefallen, so werden als letzte Vorbereitungen
zur Hochzeit der Heiratsvertrag beim Notar abgeschlossen
, das Aufgebot beim Pfarrer bestellt und das Hochzeitsessen in
einer Wirtschaft angemeldet.

Nun stellen sich die Hochzeitslader auf den Höfen der
Braut und des Bräutigams ein. Ein künstlicher Strauß schmückt den
hohen Filzhut des Hochzeitsladers, ein Rosmarinzweig wird ihm ins
Knopfloch gesteckt. Gestützt auf ihre langen Stöcke, ziehen sie davon
und sagen in der ganzen Gegend, auf allen Höfen und in den
Städtchen die Hochzeit an.

Sie bedienen sich dabei bestimmter Sprüche, wofür sie Gaben erhalten
. Ein solcher Spruch lautet:

,,Jetzt will ich Euch sagen, warum ich hergeschickt worden bin. Ich bin angestellt
als Hochzeitsläder von den zwei Hochzeitsleuten. Der Hochzeiter ist des Stampfers
Sohn im Waldstein und die Hochzeiterin kommt aus dem Kaltbrunn herunter mit
Namen Karoline Heitzmann. Jetzt sollt Ihr ganz höflich eingeladen sein bis Montag
zur Hochzeit, zum Kronenwirth im Fischerbach auf die Morgensuppe mit Wein,
Brod, Schinken und allem Möglichen. Hernach nach Weiler in die Kirch' zum Gottesdienst
, den Hochzeitsbund zu bestätigen. Wenn der Gottesdienst aus ist, zurück in
die Krone, ins Wirtshaus. Und die Hochzeitsleute versprechen Euch in Freud' und
Leid — lieber in Freud' als in Leid, Dienste zu leisten."

In der Zwischenzeit werden die Brautleute in der Kirche vom
Pfarrer ausgerufen. Dabei ist es Sitte, daß bei der Namensnennung
der Brautleute die Gläubigen die Knie beugen (WK 355 ff.).

Am Vorabend der Hochzeit findet bei der Braut der sogenannte
„Schäpel-Hirsche" statt. Der Bräutigam und seine Kameraden
wie auch die Freundinnen der Braut kommen auf dem Hof
der Braut zusammen. Reichliches Essen und Trinken, vor allem
Nudeln und Rindfleisch, werden aufgetragen; dazwischen wird getanzt
. Zum Schluß erscheint der Schäpel-Hirsche, eine Schüssel voll
Hirsebrei, die mit soviel Rosmarinzweigen umsäumt ist, als der
Bräutigam Kameraden mitgebracht hat. Der für den Bräutigam bestimmte
Rosmarinzweig steht mitten im Brei. Langt er danach, so
wird ihm von den Burschen die Hand in den Brei geschlagen. So ergeht
es dann jedem Burschen, der seinen Zweig vom Teller nehmen
will. Die Rosmarinzweige werden an den Hut gesteckt. Dann wird

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