Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 186
(PDF, 63 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0188
(B 42). Im nördlichen Schwarzwald heißt die Leichenansagerin „Licht-
betere". Sie tritt ein und spricht: „Guate Tag! Der Vogelsbur im
Fischerbach isch g'storbe. Si Wib und sine Kinder losse bitte, daß Ihr
ihne dienet im Leid un mit der Licht gennt und ihne bete helfe für
den Abgestorbene. Am Zischtig Morge am halb zehni word er vergrabe
."

Der angeredete Bur oder die Büre antwortet: „Verzeih' ihm Gott
un geb ihm die ewig Ruah!" (A 338 f.).

Die Leichensagerinnen sind „noch ein Stück der mehr und mehr
auch auf dem Lande schwindenden Poesie" (A338).

Meist erhält die Leichenbitterin eine Gabe (E 169, Schi 66).

Der Tote wird nicht im Bett belassen, sondern auf ein von zwei
Stühlen getragenes Brett, das sogenannte Totenbrett, oder auf
die Stubenbank gelegt. Bis zur Beerdigung bleibt der Tote, mit einem
Tuche bedeckt, liegen. Das Volk glaubt, der Tote finde sonst keine
Ruhe. Jeder Eintretende zieht das Tuch vom Kopf, besprengt den
Toten mit Weihwasser, rückt das Tuch wieder zurecht und betet
für den Verstorbenen. Die Angehörigen essen neben dem Toten
(VW 406 f.).

Am Wege aufgestellte Totenbretter sah Hansjakob in Bayern, in
dem Dorfe Welchenberg und Umgebung. Auf dem einen standen
die Worte:

„Auf diesem Brett hat geruht von der Todesstunde bis zur Eeerdigung der
Leichnam des ehrgeachteten Matthias Staudinger, Ausnahmbauer von Lenzing, gestorben
am 7. Juni 1900."

Darunter sind die folgenden Verse zu lesen:

Habt Erbarmen mit mir alle,
Die ihr dieses Brett beschaut,
Denn es wird in jedem Falle
Einmal eins für euch erbaut.

Kinder, Freunde und Bekannte,

Denket meiner im Gebet,

Wenn nicht immer, desto sichrer,

Wenn ihr vor dem Brette steht! (St 223 f.)

Verwandte oder Nachbarn halten die Totenwache (Sch I 206,
Sch III 50). Dem Verstorbenen wird das schönste Kleid angelegt. Der
Sarg bleibt geöffnet, bis der Leichenzug sich in Bewegung setzt. Bevor
der „Totenbaum" geschlossen wird, tritt jedes Familienglied vor
„das Tote" hin, berührt seine kalte rechte Hand und nimmt Abschied
von ihm. Der älteste der nächsten Verwandten betet für den Verstorbenen
, der Totenbaum wird geschlossen und zum Kirchhof geleitet
(W 446 f.).

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