Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 196
(PDF, 63 MB)
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„Frankenland!" Nachts wurden die Flöße an bestimmten Plätzen verankert
. Die Flößer übernachteten in einer auf dem Floß errichteten
Hütte (W208).

Im Jahre 1894 haben die Schiltacher den letzten Floß die Kinzig
hinabgeführt; er war mit grünen Tannen geschmückt, an denen
schwarzer Flor hing (W203f.). Als man das letzte Floß die Wolf ach
hinabführte, wurde auf ihm ein grüner Tannenbaum errichtet und
an ihm eine Tafel mit folgenden Versen angebracht:

Jetz flößen wir zum letztenmal
Durch dieses schöne Wolfachtal;
Was lange uns're Freude war,
Ist wohl dahin auf immerdar.

Aber auch der Handwerker kannte im beruflichen Leben manchen
schönen Brauch, sei es beim Abschied von daheim, wenn der junge
Geselle hinauszog auf dreijährige Wanderschaft und vorher bei all
seinen Verwandten feierlich Abschied nahm (WK 156), oder wenn
sie die Garnisonen aufsuchten und den Soldaten aus ihrem Heimatort
einen Trunk bezahlten (WK 249), oder vor allem beim Lossprechen
, wenn der Lehrling Geselle wurde. Ausführlich hat Hansjakob
die Freisprechung geschildert, wie sie bei den Seifensiedern
üblich war, und manche Züge dieser Übergangs- und Aufnahmebräuche
zeigen sich auch bei anderen Berufen. Lassen wir Hansjakob
erzählen!

„Auf dem Tisch der Zunftstube stand ein Kruzifix und daneben zwei brennende
Talglichter sowie der Ehrenzunftbecher. Die drei Gesellen saßen um den Tisch,
ein jeder die drei oberen Knöpfe seines blauen Tuchrockes geschlossen, vor sich
den zunftüblichen Zylinderhut und darunter die Handschuhe. Der Rand des Zylinders
mußte dabei mit den beiden Daumen gefaßt werden. Nun hatte jeder der drei Gesellen
anzugeben, wo er zum Gesellen gemacht worden sei, welche .Kollegen'
dabei waren und welchen Zunftspruch er als den seinen gewählt habe. Diese Angabe
war stehend zu machen, ohne daß die Daumen vom Zylinder weggenommen
werden durften.

Beim Aufstehen hatte jeder zu sagen: ,Mit Gunst und Erlaubnis stehe ich auf;
beim Niedersetzen: ,Mit Gunst und Erlaubnis bin ich aufgestanden, mit Gunst und
Erlaubnis setze ich mich wieder.'

Dann schrieb der Altgeselle drei Sprüche auf eine Tafel, und den, welchen der
angehende Geselle als den seinen wählen wollte, hatte er mit dem Finger durchzustreichen
.

Nachdem der Leibspruch gewählt war, übergab der Altgeselle dem jungen das
Zunftbüchlein mit den Zunftgebräuchen. Hierauf bekam er einen Ehrentrunk aus
dem Ehrenbecher der Zunft.

Alsdann reichten ihm die Gesellen, der Altgeselle voran, die Rechte mit den
Worten: ,Hui Seifensieder! Hui Seifensieder!'

Für all das hatte der neue Geselle Essen und Trinken zu bezahlen und jedem
der drei Freisprecher, unter denen ein Altgeselle, ein Junggeselle und ein Nebengeselle
waren, einen Kronentaler zu schenken" (W 227 ff.).

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