Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 210
(PDF, 63 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0212
ber gehörten drei Ständen an: einem Bauernadel, freien Leuten und
Unfreien.

Die Adeligen waren des Abtes „Frigen oder Vasallen", an die er
bäuerliche Lehensbenefizien vergabte. Dafür leisteten sie die Lehenstreue
und die sogenannten „feudalen Dienste cum caballis" (mit
Gäulen). Sie dienten zu Pferd im Krieg und begleiteten den Abt auf
weite Reisen, auf die Jagd und auf die Malstätte; sie liehen ihm
auch ihre Reitpferde und waren dafür öfters seine Gäste. Solche
Vasallen des Abtes waren die ausdrücklich genannten Edelknechte
von Schwarzach, Stollhofen, Greffern, Rüdersbach, Tigisheim, Röder
und Tiefenau; dazu kamen ohne Zweifel jenseits und diesseits des
Rheines noch andere362).

In den ersten Jahrhunderten des Bestehens der Abtei waren ihre
Äbte aus hohem Adel, mitunter nahe Verwandte des Königs. Dem
Brauch entsprechend hielten sie sich einen Marschall aus den Reihen
ihrer Vasallen, der für die Kriegspferde Sorge trug und zu Kriegszeiten
Kommandierender im Territorium war; er empfing die hohen
Besuche und sorgte für Verpflegung und für ihre Pferde. Als Entgelt
war er mit drei Höfen belehnt und erhielt Pferd und Unterhalt vom
Kloster. Ferner hielten sich die Äbte einen Kämmerer, der der ,,erste
und oberste ritterbürtige Kammerdiener" war; er bediente den Abt
persönlich morgens und abends und sorgte ihm und seinem Gefolge
auf Reisen für Quartiere. Der Kämmerer war zugleich des Abtes
,,Dapifer", sein Aufwärter oder Truchseß; bisweilen wurde er auch
Oberküchenmeister genannt, doch nicht im Rahmen des Konventes,
sondern anläßlich von hochpolitischen Besuchen und Kongressen im
Kloster. Da er auch die vorrätigen Kleidungsstücke, Waffen und
Rüstungen der Klosterleute verwahrte, nahm er als „Gewandhausund
Schatzmeister" größten Anteil an der Verwaltung. Auch der
Gehalt des Kämmerers war ein bäuerliches Benefizium. Aus dem
Kreis der ritterbürtigen Vasallen wurde bis zum 14. Jahrhundert
auch der Cancelarius-prespyter genommen, der als Notar der Abtei
die Urkunden verfertigte, ebenso, wie bereits erwähnt, die Klosterförster
und Schultheißen363).

Der zweite Stand waren die freien Bauern, die noch im 8. und
9. Jahrhundert ihre Wehrpflicht erfüllten und am Grafengericht teilnahmen
. Der Kriegsdienst aber war nicht nur beschwerlich, sondern
kostspielig. Um sich davon zu befreien, „kommendierten" sich viele
freie Bauern dem Abt, d. h. sie verpflichteten sich ihm, wurden „ihm
anheischig als seine Hischmänner". Sie leisteten ihm den Mannes-

3C2) und s63) Sdiöpflin, Alsatia diplomatica.

210


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0212