Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 214
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0216
auch im Schwarzacher Territorium ein Aufblühen des Bauerntums
ein. Allerdings war mit der Grund auch der Aufschwung vom benachbarten
Straßburg und Hagenau und ihrem großen Bedarf an
landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Allwöchentlich fuhr das Greffner
Marktschiff nach Straßburg und beförderte nicht nur Personen, sondern
hauptsächlich Frachtgüter. Noch wichtiger für den gewöhnlichen
Bauer waren die Märkte. In der „villa Vallator", die bereits
994 von Kaiser Otto III. das Marktrecht erhielt, wurden seit dem
12. Jahrhundert die Märkte so volksreich, daß eine eigene Marktordnung
erlassen werden mußte, die nach der Verlegung des Klosters
auch für den Markt in Stollhofen galt. Wiederum war Mauersmünster
das Vorbild; darnach bestimmte die Ordnung: „der Marktplatz
ist eingefriedigt; am Markttag kann jeder in diesen .Frieden'
einziehen; für die Waren der Einheimischen und Fremden wird Zollfreiheit
statuiert; Kauf und Verkauf sind steuerpflichtig; das Aufsuchen
der Kunden außerhalb des Marktes ist verboten; auf dem
Markt wird jedem sein Platz angewiesen, um daselbst die Kunden
zu erwarten; mit dem Markt ist ein Gericht verbunden, damit niemand
recht- oder schutzlos sei, andererseits keinerlei Täuschung
oder Preisübersteigerung möglich sei, um das Wohl des armen
Mannes zu wahren; als Kornmaß gilt des .Kaisers Karl Loth', später
das gemeinsame Klostermaß; eigene Geschworene und Zöllner überwachen
den Markt; nach Läuten der Vesperglocke müssen die Stände
geräumt werden; in der Nacht ist jeglicher Handel verboten373)".

Mit den Märkten war ein umfangreicher Viehhandel verbunden.
Die Viehzucht war das ganze Mittelalter hindurch um vieles bedeutender
als später. Ein gewöhnlicher Hubbauer hatte bis zu 20 Stück
Rind- und Schweigvieh (Jungvieh zur Mästung) und ebenso viele
Pferde. Der Dengerlin von Leiberstung hatte 13 Pferde und Füllen
auf der Weid; 1430 waren auf der Schwarzacher Schäferei 400 Schafe;
1547 hatte der Pantle Metzger in Schwarzach 29 Stück Rindvieh ausgetrieben
. Ganz arme Leute schlössen sich zusammen und züchteten
die sogenannten Halbrinder; so heißt es im klösterlichen Salbuch
von 1402: „Kunrat hat zwo halbe Rinder bi Rubin Bohn, item ein
halb Rind bi Eckerli, item drei halb Rinder bi siner Schwester Gerhusen
zue Vintbuch, item ein halb Rind zu Mülenbach bi Rufelin
Peyger und zwo Kelber bi Hans Bönen zue Ueberbruch." Auch die
Erträgnisse des Viehstandes wie Käse, Butter, Unschlitt wurden zu
Markt gebracht, mit denen man überdies auch die jährlichen Pacht-

"*) Hertzog, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte von Mauersmünster.

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