Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 220
(PDF, 63 MB)
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sehr dem 12. und 13. Jahrhundert. Phantastische Gestalten zogen
nicht nur durch die Sagen der Nachtjagden, sondern auch durch die
romanische Ornamentik; so ist von ihnen die Portalhalle zu Lautenbach
in den Vogesen bevölkert, sowie die Außen- und Innenwände
der Kirche zu Dorlisheim; besonders gespenstig wirken sie in Rosheim
, wo ihre Köpfe wie eine Perlschnur als Astragal im Ubergang
der Säulenschäfte zum Kapitäl aufgereiht sind.

Aus diesen Hintergründen heraus ist auch die eigenartige Einstellung
gegenüber fremden Menschen in etwa zu verstehen; wer
herrenlos und heimatlos auftauchte, erweckte unheimliche Gefühle,
war gefürchtet und gefährdet. Ein Mittel, um ihnen human zu begegnen
, war ihre Einreihung in die Volksgenossenschaft. Man fing
sie auf, wenn sie das Territorium betraten, und versuchte, sie als
Knechte und Mägde unterzubringen, über ihr weiteres Schicksal erging
1490 ein besonderer Schöffenspruch: ,,es soll der Abt einen
Menschen, der keinen nachfolgenden Herrn hat und der über den
Rhein oder von der Schneeschleif (Grenzgrat der Berge, wo der
Schnee abrutscht) herüberkommt und in St. Peters Gericht ziehen
wollt, empfangen; und wäre es, daß ein solcher Wildfang über Jahr
und Tag in St. Peters Gericht sitzen blieb, so soll er dem Gotteshaus
als St. Petersmann hulden und dienen"3SS). Die Spuren der fremden
Herkunft verwischten sich immer mehr; die Fremdlinge wurden vielfach
ebenbürtige Volksgenossen, nur ihr Name erinnert noch bisweilen
an die Stadt oder das Land, das ehedem ihre Heimat war.

Zu den klösterlichen Herrschaftsrechten zählte ferner das Wasserregal
. Der Grundherr verfügte über die Wasserläufe seines Territoriums
und konnte sie nach Gutdünken verwenden und nutzbar
machen. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts handelte es sich besonders
um das Anlegen von Wassermühlen, wie Mahl-, öl-, Stampf-,
Walk-, Reib-, Loh- und Schleifmühlen. Mit den Mahlmühlen war die
Bei- oder Rendelmühle zum Gersteröllen verbunden; in der Stampfmühle
oder Poche wurden Ölfrüchte gestampft, Hirsen enthülst und
Hanfzöpfe geschlagen (Plaul); in der Reibmühle wurden Hanf und
Flachs zerrieben, und in den Lohmühlen Rinde für die Lederbereitung
zerstampft389).

Die meisten Mühlen wurden zu Bann- oder Zwangsmühlen erklärt,
„bahnmule seindt schuld zu nutzen unterthan und hintergesessene
im dorff unt uff hoffe mitte maln, stampfen olen unt derglich, wi vot
altershero in der zit"390). Die Zeitbestimmung „von alters her" ist

,88) Schwarzadler Urkunde, Nr. 117

389) Burk Oberdeutsches Flurnamenbuch.

3MJ Mauersmünsterner Weistum.

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