Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 221
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insofern begrenzt, daß bis zur Jahrtausendwende noch die steinernen
und hölzernen Mörser der Frühgeschichte verwendet wurden, um
das Getreide zu grobem Schrot-Mehl zu zerstampfen; daneben wurden
auch die alten Handmühlen verwendet, die aus einem feststehenden
, runden, innen ausgehöhlten Stein und aus einem zweiten
Mahlstein bestanden391).

Bannmühlen waren zu Schwindratzheim, Kütolsheim, Ulm und
Zell, wozu noch die äußere Mühle zu Schwarzach kam, die alle
klösterliche Erblehen waren. Plaueln waren zu Moos, Zell, Ulm und
in der Nähe vom alten Veitern. Die Kell- oder Bauhöfe, die der
Cellerarius selbst verwaltete, hatten ihre eigene Mühle, die in
Schwarzach die innere Mühle hieß, wo die gewölbte Bruderstube
noch an die stillen klösterlichen Müller erinnert, und an deren
Außenwand eine Steinrosette und ein alter Grabstein mit einem
knienden Abt eingelassen ist.

In den Mahlmühlen, wo die weißen Müllerknechte auf- und niedersteigen
, sah die Volksphantasie gern ihre Sagengestalten. Am bekanntesten
ist die „böse Müllerin von Zell", die in der Mühle umgehen
mußte wegen ihrer Gottlosigkeit, Hartherzigkeit gegen die
armen Leute und ihrem ungerechten Mulzern; sie wurde von einem
Pater in den Unholdengraben bei der Yburg gebannt, von wo sie oft
die nächtlichen Wanderer neckt, besonders in guten Weinjahren,
wenn der „Neue in den Köpfen rumort"392). Nach einer verbreiteten
elsässischen Sage vergaß sich eine Frau und wusch in der Nacht
zwischen Allerheiligen und Allerseelen ihren Plunder am Mühlbach;
dann kam das schwarze Tier schnaubend auf sie zugerannt, warf
ihre Wäsche ins Wasser und setzte sich ihr auf die Schultern, und
sie mußte es tragen, bis sie vor ihrer Haustür bewußtlos niederfiel —
sie starb einige Tage darauf393).

Eine zweite Formel im Waltsamyweistum heißt: Weg und Steg,
welche die Gesamtheit der Flurwege umfaßte. Man unterschied Bauoder
Feldwege, Heuwege, Brachwege, Weidwege, Triebwege, Mühlwege
, Kirchwege, Holzwege und Brunnenwege; die Waldwege hießen
Steigen. Steg bedeutete nicht Brücke, sondern wie das althochdeutsche
stigilla Fußpfad, über die einzelnen Wegbreiten geben die
Weistümer eigenartige Bestimmungen: der Fahrweg soll so breit
sein wie ein „wisboum" lang, der Waldweg wie ein „buchel sament
asten", der Fußpfad, daß eine Frau zwei Kübel an der Hand und

m) Albert Fuchs, Die Kultur der keltischen Vc-gesensiedlungen, Elsässische Monatsschrift, 13.

392) Schnetzler, Badisches Sagenbuch, II.

393) August Stöber, Die Sagen des Elsaß.

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