Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 230
(PDF, 63 MB)
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schlechter Kost erhalten werden konnten"417). Zweihundert Jahre
später wiederholte sich die Tragödie. Der Lichtenberger Ludwig IV.,
genannt der Ludemann, der sich auch Vogt des Klosters Schwarzach
nannte, holte sich in den äbtischen Orten Ulm, Siebenesch und Hunden
von jedem Hause jährlich zwei Hühner, sperrte den Rheinverkehr
durch Zölle, nannte sich Oberbannherr des Fünfheimburger
Waldes, machte dem Abt eine fünfhundertjährige Jagd- und Eckerichgerechtigkeit
daselbst streitig, überfiel mehrmals das Abteigebiet
und verbrannte Dörfer und Höfe — selbst seine Räte fanden keine
Worte mehr, und 1429 entschlossen sie sich zum Letzten und setzten
den Ludemann „als gemütskrank" auf die Felsenfeste Lichtenberg
in Hausarrest; die vormundschaftliche Regierung übernahm Graf
Friedrich von Mörs-Saarwerden und schloß Frieden mit der Abtei418).
Dreihundert Jahre später begann der Schlußakt der dritten Vogtstragödie
mit dem fünfzigjährigen Territorialprozeß der Markgrafschaft
Baden und der Abtei; die allgemeine Tendenz des fürstlichen
Absolutismus setzte sich hier mit einer Unmenge von Scheingründen
über die bestätigten und verbrieften Rechte einer alten
Reichsabtei hinweg und nutzte besonders in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts die allgemeine ordensfeindliche Atmosphäre bis
zum Letzten aus.

Die Schwarzacher „Series advocatorum et defensorum ecclesiae"
ist nicht lückenlos. Ohne Zweifel waren sowohl der Gründer Ruthard
, wie 100 Jahre später der Graf Erchanger, Schwarzacher Klostervögte
, allerdings im besten Sinn des Wortes, über die elsässischen
Klostergüter übernahmen die Herren von Geroldseck die Obervogtei
und belehnten die Edlen Ziedeler und von Guggenheim zeitweise
mit der Advokatie. Für den rechtsrheinischen Besitz waren wohl die
Ortenauer Gaugrafen Eberhard, Konrad, Kuno und Hessimus Kastenvögte
und nach ihnen die Zähringer bis zu ihrem Aussterben im
Jahre 1218.

Nunmehr erhielten die Burggrafen von Nürnberg die Klostervogtei
als Reichslehen, die sie den Junkern von der Windeck übertrugen,
und zwar an alle ihre Mannessprößlinge; die Folgen für das Kloster
waren nicht günstig, und immer wieder mußten die Windecker von
den Kaisern ermahnt werden, ,,die Abtei in ihren Rechten und Besitzungen
ungekränkt zu lassen"; 1318 kaufte sich das Kloster von
der Kastenvogtei der Windecker los, „ohne eine gute Nachbarschaft
dadurch zu stören". Weiterhin werden als Schwarzacher Vögte die

*'7) Kolb, Topographisches Lexikon für Baden.

*18) Eyer, Das Territorium der Herren Lichtenberg, Straßburg 1938.

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