Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 234
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regel mit ihrem bedeutungsvollen Wesenskern vom ,,ora et labora".
Mit dieser Regel brachte er auch das römische Rituale und Antiphonale
. Noch zögerten die schlichten, scheuen Einsiedler, sich von
der heimatlichen Form zu trennen. Da war es kein Geringerer als
Karl der Große, der durch Alkuin und Paulus Diakonus all die verschiedenartigen
liturgischen Formulare überarbeiten ließ, um alle
Christen in seinem Weltreich im gleichen Lied und Kult zu vereinen.
Auch auf Arnulfsau ertönten in die Nacht- und Morgenstunden die
lateinischen Hymnen und ließen in ihren fremden, aber so innigen
Klängen die Auenwälder aufhorchen. Neugierig und nachdenklich
standen die Leute im Gebüsch und sahen die hageren Irengestalten,
wie sie in langen, dunklen Kutten, das Haupt in Schweigen versenkt,
in die Holzkapelle zogen, wo Pirmin ihnen den ersten Altar geweiht
hatte und wo Agoald, der erste Abt, die hl. Geheimnisse feierte.

Düster, roh und blutig bereitete ein Uberfall dem heiligen Frieden
im Walde ein Ende. Es sei ein Graf Ruthelin mit seinen wilden Horden
gewesen. Die Mönche flohen über den Rhein und ließen in den
Arnulfsauer Auenwäldern nichts zurück als den erinnerungsvollen
Namen „Gotteshuser Wörth".

Es war kein Zufall, daß die Mönche an der Schwarzach beim Dinghof
Vallator eine Georgskirche bauten. Eine alte, zähe elsässische
Sage verlegt die Heimat des dämonischen Hüters der Burgunderkrone
, des Hagen von Tronje, nach Tränheim, das zusammen mit
Dangolsheim die Arnulfsauer Hauptbesitzung war. Tatsächlich lag
Tränheim einst im Weihebezirk des Sig-Mysteriums, das der Drachen-
töter schützte und zum Sig-frid wurde (fri, urgerm. schonen, schützen
)4"8). Nach der bekannten Pirminsregel wurde auch hier das Altehrwürdige
christianisiert; Dangolsheim erhielt eine Sebastianskirche
und Tränheim eine Georgskapelle. Die dunklen Erfahrungen auf
Arnulfsau legten es den Mönchen nahe, sich unter den Schutz des
heiligen Drachentöters zu stellen; Vallator erhielt eine Georgskirche,
Stollhofen eine Cyriakskirche, der Ritterhof zu Söllingen eine
Mauritiuskapelle und der freie Waldhof zu Ulm eine Margaretenkapelle429
).

Die frühromanische Symbolik und Ornamentik zeigt deutlich, wie
das Denken der Jahrtausendwende über Welt und Wirklichkeit
emporstrebte. So wurde für die Menschen von damals Sage und
Legende, Symbol und Patronat zum Erlebnis einer seelischen Ergriffenheit
. Das Drachenmysterium um St. Georg läßt sich für das

428) Maurer, Die elsässischen Sagen, 1943.
">) J. Braun, Attribute der Heiligen, 1943.

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