Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 237
(PDF, 63 MB)
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refektor, wo Wappenfenster, die Ahnenreihe der Äbte und schwere
Eichentische zugleich den Empfangsraum für hohe Gäste kennzeichneten
.

Von den vielen Einzelhäusern, die in malerischen Gruppen Münster
und Kloster umgaben, sei besonders das Bad-, Kranken-, Aderlaß-
und Ärztehaus genannt, weil bei ihnen jenes Würzgärtchen lag, von
dem das „New Distilirbuch von Brunschwig" so köstlich erzählt:

„Plantago maior (breitwegerich) seyn ein heyl gegen gyfft; so ward ein krot
von einer spinn gestochen vnd begund im wurtzengard dis kraut zue essen; da
man sye ussgejaget vnd sye des krauts nit meer fand, biegt sye sich vnd starb
von stundt an — ein künig von Frankenreich war dreyzehen jar ussetzig vnd hat
gar übel geschmackt; uff raths ließ er sich vom safft der Veronika den gantzen
lei reiben, da ward das beth voller raffen, vnd er ließ witter reiben, biss dass
er heyl ward vnd rein vnd zart als wie ein junges kindt; darumb gab jm der
künig den namen Ehrenpreyss, da es der eren wol wirdig war. — der ber, so er
siech ist, so isset er omeysen; darnach so jsset er ir also vil, das er sie nit. ver-
dawen mag von seiner natur vnd er von großer hitz ward; so isset er das krauth
Ehrenpreyss vnd würth im ein stuolgang vnd genist. — die Skabiose würth in
teutschen zungen Tüffelsabbiss genannt; der tüffel hat mit dieses krauths wurzeinen
' als großen gewalt getriben, bis die muotter Gottes dem tüffel die gewalt
benam; sitter der zitt welicher diss krauth vnd sin wurzeine by im treit, dem
mag der tüffel nit schaden vnd kein zauberey vor den bösen weyben. — Schöll-
wurtz sol vil billicher Swalbenwurtz genennet werden, da es die swalben brachen
iren jungen die äugen damit uffezuethen. — die slangen wann sye ire haut
wöllent abzyhen vnd jnen ir gesicht widerumb schörpfen, so tragen sye zusammen
Fenschelkrauth vnd riben sich darmit; alsdann werden sye widder ernewert; da-
här kumpt es, das auch die menschen wargenommen, das disses krauth den äugen
sonderlich dynstlich ist vnd ein Augenkrauth genennet würt. — gleicherweiss wie
die hirtzen den Diptam, die Swalben die Schöllwurtz, die slangen den Fenchel,
die störk den Dost haben angezeygt den menschen, also das wysselin die Rauthen,
damit jm das gyfft nit schade. — die störk wann sye sich selb etwas übel ent-
pfinden, so fassen sye jre hals vol mörswasser vnd lassen das selbig mit jrem
langen Schnabel in den hindern vnd purgiren sich der massen. — wer ritters-
blumen dry in jungfrawen wachs gewirkt vnd an den hals gehenkt vnd dry al-
musen geben umb sant Ottiliae willen, syn äugen blyben gesunt4'1")."

Im Goethemuseum zu Sesenheim steht die Hausorgel des Schwarz-
acher Klosters vom Ende des 17. Jahrhunderts, die durch den P. Gregor
Deiß von Hagenau ins Elsaß kam. Das köstliche Miniaturwerk hat
einen Bourdon 8, einen Praestant 4 und eine Doublette 2 und war
das Instrument der Schwarzacher Choralschule; in ihren Schränken
waren Psalter, Offizien, Antiphonarien, Lektionarien und die herrlichen
Hymnen des Walafried Strabo. Hier wurde wie in allen unter-
elsässischen Klöstern ganz im Sinn der Metzer Gesangschule geschrieben
, geprobt und gesungen. Durch den Benediktiner-Choral
wurde dem Gotteslob einen in der Musikgeschichte einzigartigen
Ausdruck verliehen. Leider ging seit dem 17. Jahrhundert vieles von

,M) Alfred Pfleger, Pflanzen- und Tiersagen, Elsaßland, 1935/11.

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