Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 241
(PDF, 63 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0243
und die Blütentrauben der Pulverbäume mit ihrem betäubenden
Duft die Nacht erfüllten. Im grauen Vierungsturm des Münsters
heulten die Eulen, und am Rhein kündete ein Wetterleuchten vom
Sterben dieses frommen Märchens.

Tatsächlich hat 45 Jahre nach der Klosteraufhebung ein pietätsloser
Vandalismus die ganze Hauptanlage der Abtei zum Abbruch
versteigert. Der Baßgarten wurde zu Wiesen und Feldern, und später
zu Bahngeleisen. Einige niedere, zerfallende Mauerreste sind der
letzte Rest einer tausendjährigen Reichsabtei.

8.

Zu den besonderen Kulturtaten der Schwarzacher Abtei gehören
auch ihre Schulen. Sie haben zwar nie den Ruhm erreicht wie
andere oberrheinische Klosterschulen, wo Namen wie Hermann
der Lahme und Walafried Strabe auf der Reichenau, Otfried von
Weißenburg, Simpert in Murbach, Odilo in Cluny, der Mönch von
Corbie, und später die großen Humanisten wie Dringenberg, Geb-
wiler, Sapidus, Wimpfeling, Brant, Geiler, Phileius, Vogler und
Beatus Rhenanus zur Unsterblichkeit emporstiegen441).

Bereits in Arnulfsau wird eine Schule genannt, und sicher hat
die schon damals einsetzende 'Blütezeit der Klosterschulen auch auf
sie etwas ausgestrahlt. Wie allgemein muß man bei ihr die Elementarschule
und das Quardrivium unterscheiden.

Die Elementarschule unterwies die kleinen Klosterschüler
im „betten, scriben, lesen und singen"442). Um das Beten zu lehren,
schrieb man über die lateinischen Texte die deutschen Worte wie
in den Murbacher Hymnen und in den „carmina theodisca". Für den
Leseunterricht schrieb der Lehrer die Elemente (das Abc) in fünf
Reihen auf kleine Tafeln und gab sie den Schülern; auch wurden
unter ihnen hölzerne Buchstaben ausgeteilt, aus denen sie die genannten
heraussuchen mußten und wobei selbst die Kinder sich
gegenseitig abfragten. Für das Rechnen gebrauchte man eine Tafel
mit waagrechten Linien und die Rechenmarken, wie sie auf jedem
Markte feilgeboten wurden. Einen breiten Raum nahm der Gesang
ein, damit die Buben beim Hochamt und bei der Vesper mitsingen
konnten. Weiterhin heißt es in einer elsässischen Schulurkunde:
„wanne die kinter zuo dem zwelften jar komen, seindt sye zuo
bihten (Beicht) heren vnd zuo abentmal vüeren; mer seindt sye ouch

J41) Dr. J. KnepEer, Das Schul- und Unterrichtswesen im Elsaß von den Anfängen an. Straßburg 1908.
41ä) Vgl. Dr. J. Knepper, Das Schul- und Unterrichtswesen im Elsaß.

16 Die Ortenau

241


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0243