Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 242
(PDF, 63 MB)
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darhinne zuo halten, daß sye alesambt zwene vnd zwene dene pro-
zessionibus biwonen vnd ir gebete zuo gott vnd dene üben helgen
getrewlich darinnen tuon".

Die Zucht in den Elementarschulen war streng, und in keiner
fehlte die Rute; sie ist das ständige Attribut des mittelalterlichen
Lehrers, auch die Grammatikfigur der Harrad von Landsberg trägt
den „fascis ulmeus", die Rute von der Ulme genommen. Sogar der
sonst so vernünftige Geiler sagte: „wenn man ein kind houwe, so
muß es dann die routen küssen und sagen: liebe ruot, trute ruot —
weres tu nit, ich teth niemer guot". Andere Strafen waren das Sitzen
in der Eselsbank, das Tragen vom Eselsbrett, das Knien und das
Armausstrecken. Als Belohnung wird das ,,uff rucken vnd krentzlin-
tragen" genannt.

Die meisten Schüler wohnten im Kloster und mußten im Winter
um 6 Uhr, im Sommer um 5 Uhr aufstehen. „Es sol auch ein Scho-
larius underweilen zue den jungen sehen, daz sie sauber schueh
haben, aller morgen ir har strälen, die hend waschen, nit lange negl
an der finger wachse lan unt ire röckh anhan, da es nit breuchig
gewest, on rockh in die schuol zue körnen." Die auswärtigen Schüler
hatten einen Schulsack mit einer Wachstafel; sie trugen ein langes
Röckchen mit Gürtel, auf dem Kopf eine nach oben sich verjüngende
Mütze und niedrige Schuhe. Die ganze Schülergewandung „sol nit
seyn zue vil kostlich ouch nit zue vil unlustig, sundern wie sich
der gemeinen erbarkeit zimpt vnd wol ansteth". Auch an seinem
Gang soll man überall den Klosterschüler erkennen; „er sol schäm
halten im inhergeen vnd nit wie die lotterbuben, die oft iren gang
verwandeln, eynher pompen oder großer bracht dinen; der gang sey
loblich vnd dapfer vnd ein ernstlich stiller fußtritt".

Das Klassenzimmer der Elementarschulen war einfach; auf harten
Bänken saßen dichtgedrängt die Buben und schrieben auf den Knien;
Schülertische gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Während die Schüler
mit dem Griffel schrieben, stand auf dem Tisch des Lehrers meist
seit dem 14. Jahrhundert ein Kuhhorn voller Tinte, und daneben lag
der Gänsekiel. An der Wand hing die große Tafel und hieß wegen
ihrer primitiven Gestaltung das Brett. Nirgends fehlte ein Ofen. Dagegen
waren Bücher in den Händen der Buben eine große Seltenheit
, die Patriziersöhnchen ausgenommen, da die Grammatik von
Fr. Niger 4, ein Plautus 12 und ein Petrus Hispanus 5 Plappert
kostete (z. 2 M. gerechnet). Sonst waren in einem Räume neben dem
Klassenzimmer Schul- und Choralbücher aufbewahrt. Der Unterricht
dauerte bis zum Abend, so daß Gottfried von Straßburg mit Recht

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