Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 245
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brot, V2 Pfund Fleisch und ein halbes Maß Wein schuldete. — Am Nikolausabend
ging es hoch her; die Schüler hatten sich aufgeputzt und sangen im Winterrefektor
vor der Bescherung:

„Darnach so soln wir aber eren

sant Nikiaus den bischoff vnd herren,

dann begonnt die schüeler lobelich

vnd hont sich an vnd zirent sich

in engelscher wot (Gewand) vnd lont sich schowen."

Am kommenden Morgen zogen alle zur Kapelle in die Au, wo sie das Amt
sangen und den St.-Nikolaus-Hymnus: „gaudet mater ecclesiae dahinter lag

der Rauhreif über dem Holer und schmückte den frohen Tag mit dem schönsten
Weihnachtsmärchen. — Schluß und Höhepunkt zugleich vom köstlichen Jahresreigen
war der 28. Dezember, das Bischofsfest am Tag der unschuldigen Kinder;
es wählten sich die Schüler aus ihren Reihen einen Abt, Magister und Rektor und
sangen in getreuer Nachahmung im Mönchschor eine feierliche Vesper. —

Neben der Klosterschule waren die Pfarrschulen die ununterbrochene
Sorge vieler Äbte. Im Elsaß445) werden bereits zu Beginn
des 14. Jahrhunderts Pfarrschulen genannt, und zwar nicht nur
in Straßburg, sondern in seiner ganzen Peripherie, wie in Benfeld,
Brumath, Molsheim, Mauersmünster, Zabern, Neuweiler, Romansweiler
und Hagenau. Ihre Lehrer galten gegenüber denen an den
Klosterschulen als „Unterlehrer" und wurden „scobarius" (scopae,
Besen, Rute) oder „Besemer" genannt. Schwarzach war das natürliche
Schlußglied des Kreises, hatte mit den genannten Orten und
Abteien regen Verkehr und schloß sich wohl auch in der Schulfrage
ihnen an446).

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gingen diese Schulen wegen „der
purischen empörung" größtenteils ein. Abt Martin zu Schwarzach
bat 1551 die Badische Regierung um ein Ungelt auf den Weinschank
um die „schuolen" wieder herzustellen, was genehmigt wurde, ebenso
1570; 1581 empfiehlt der Markgraf dem Abte Caspar, „zur versehung
der schuolen landskinder anzustellen". Gleich nach dem
Dreißigjährigen Krieg bemühte sich Abt Plazidus, die Pfarrschulen
zu Schwarzach und Vimbuch „widerumb uff zurichten", und erließ
1650 und 1657 ausführliche Schulordnungen447).

Der Lehrer an der Pfarrschule war zugleich „kirchwarth"; als solcher
hatte er in die Messe zu läuten, am Altar zu dienen und bei den
Kasualien, die Kirche zu säubern und die Altartücher zu waschen.
Sein Einkommen war, „was von alters her gebräuchlich"! — für das
Schulhalten für jedes Kind zu Quatember 5 Batzen —, drei Fuder

*4i) Knepper, Das Schulwesen im Elsaß von Anfang an, Straßburg 1908, und Reinfried, Die
Schulen im Schwarzachischen, Fr. Diöz.-Arch., Band XX.
446) Knepper, Das Schulwesen im Elsaß.
417) Gallus Wagner, Chron. Schwarzac, II.

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