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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 12
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nung führte, führen mußte bei so unterschiedlichen Charakteren wie
den beiden Gatten, die sich ineinander getäuscht fühlten, ohne daß
man dem einen oder anderen die Schuld beimessen könnte. Nur eine
Frauengestalt hat den Dichter, ohne daß ihr Glanz jemals eine ernstliche
Trübung erfahren hätte, durchs ganze Leben begleitet: Emma
Heim. Die bedeutende Rolle, die sie in Scheffels Leben und Dichtung
spielt, ist von den ersten Biographen nahezu übersehen worden.
Begreiflich, denn der Dichter, „timide du coeur", wie er sich selbst
nannte, pflegte über das, was ihn im Innersten bewegte, sich höchstens
Mutter und Schwester gegenüber auszusprechen, und die Briefe
an Emma Heim, die sich über dreiundeinhalb Jahrzehnte erstrecken,
waren damals noch unbekannt. Nach der entgegengesetzten Seite
schlug hierauf das Pendel aus, als das Buch Ernst Boerschels „Eine
Dichterliebe. J. V. von Scheffel und Emma Heim" erschienen war.
In dem Versuch, so gut wie alle Frauengestalten in Scheffels poetischem
Werk mit Emma Heim zu identifizieren, sie zur Muse und
Anregerin zahlloser Gedichte zu machen, ist Boerschel mitunter zu
weit gegangen; immerhin bleibt es sein unbestreitbares Verdienst,
durch die Veröffentlichung, an deren erster Ausgabe Emma Heim
selbst noch beratend mitgewirkt hat, dargetan zu haben, daß, während
alle anderen Frauen in Scheffels Leben nur flüchtige, unerfüllte
oder tragische Episoden bedeuteten, die Kusine aus Zell am Harmersbach
einen Dauerplatz in seinem Herzen eingenommen hatte. So bekennt
Scheffel 23 Jahre nach der ersten entscheidenden Begegnung,
am 21. Oktober 1874: „Dein Bild wandert mit mir, täglich, stündlich
, unvergeßlich — wie vor 23 Jahren, da ich Dir den Lenauschen
Spruch schrieb:

Träumend will der Blick sich senken,
durch die tiefste Seele geht
mir ein süßes Deingedenken
wie ein stilles Nachtgebet."

Und abermals zehn Jahre später, 1884: „Ich kann nicht viel schreiben
, da ich seit Juni leidend bin; wenn Du einmal in meiner Nähe
bist, so schau nach mir, da ich Dich immer lieb habe, bis zum
Schluß."

Man hat unserer badischen Heimat schon immer ausgesprochenen
Familiensinn, die rege Pflege der verwandtschaftlichen Beziehungen
nachgerühmt; im Hause Scheffel herrschte dieser Geist bestimmt. Er
ist für den jungen Scheffel durch das Beispiel seiner Eltern eine
Selbstverständlichkeit geworden. Auf jenen zahllosen Wanderfahr-

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