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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 16
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mit dessen Niederschrift er im „Hohentwiel-Gasthofe" des Schultheißen
Pfizer begann. In der Bergeinsamkeit tauchte auch Emmas
Bild in seinen Gedanken auf. An sie hat er wohl gedacht, wenn er
am 24. April 1854 in einem Briefe an die Mutter gestand: „Mir sollte
was Wildes, Kühnes, zu Tat und Kampf Anspornendes zur Seite
stehen — ich wüßte vielleicht auch, wer, aber

Sie konnten zusammen nicht kommen,
das Wasser war gar zu tief."

Die Arbeit wurde im Sommer in der Karlsruher Studierstube fortgesetzt
, geriet aber allmählich ins Stocken. Noch war dem Dichter
die entscheidende Schlußwendung, die Lösung, nicht klar. Da erreichte
ihn anfangs August die Einladung zur Hochzeit Emmas mit
Hector Mackenrodt, die auf den 10. August in der Martinskirche in
Freiburg festgesetzt war. Eigenartigerweise folgte Joseph dieser Einladung
. Offenbar glaubte er, diesen Entschluß dem Wunsche des mitreisenden
Vaters, vielleicht auch dem eigenen Stolze, der sich nichts
anmerken lassen wollte, schuldig zu sein.

Am späten Vorabend des Hochzeitstages treffen der Major und
sein Sohn in Freiburg ein. Hier hatte sich Vater Heim nach Aufgabe
der Apotheke in Zell zur Ruhe gesetzt. Vor der kirchlichen Feier
versammeln sich die Festgäste im unteren Stock des Heimschen
Hauses, nur der Dichter fehlt. Er erwartet, die Stirn gegen die
Fensterscheiben gepreßt, im Treppenhause die Braut, die im Obergeschoß
bei der Großmutter genächtigt hatte. So kann er der erste
sein, der Emma an diesem Tage erwartet und ihr den Myrthenkranz
ins Haar drückt. Später unter den Hochzeitsgästen bleibt er schweigsam
bis zur Unhöflichkeit. Bei der Tafel wenden sich ihm die Blicke
der Gesellschaft unablässig zu, denn man erwartet von dem Manne,
der kurz zuvor mit dem „Trompeter von Säckingen" an die Öffentlichkeit
getreten war, eine poetische Ansprache an die Neuvermählten
, einen Höhepunkt des Festes. Vater Scheffel wird die Lage peinlich
. Ein über das andere Mal stößt er den Sohn unterm Tische an,
endlich das Wort zu ergreifen. Der Major ist ein alter Soldat, und
Disziplin heißt das Wort unter der Fahne. Allein Josephs Inneres ist
zu aufgewühlt, um Fassung und Haltung wahren zu können. Er erhebt
sich, stützt sich mit beiden Händen auf die Tischplatte und stottert
einige Worte hervor, zu deren Beschluß er wohl Emma, nicht
aber deren Gatten hochleben läßt. Mackenrodt sucht die Situation
zu retten und ruft dem seltsamen Gratulanten belustigt zu, wo e r
denn bei dem Glückwunsch bleibe? Er erhält keine Antwort. Wenig

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