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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 17
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später ist Scheffel verschwunden. In der Nacht langt er, ohne Hut
und verstörten Sinnes, ohne den Vater in Karlsruhe an. Zwei Wochen
später reist er, ohne die Eltern vorher in Kenntnis zu setzen, in einer
Art Flucht in die Appenzeller Berge. Dort formen sich, im Nach- und
Abklang des Erlebnisses vom 10. August, die drei letzten Kapitel des
„Ekkehard". Vom Atem der großartigen Alpennatur angeweht, findet
sich das schwergeprüfte Herz und ringt sich im Walten neuerwachter
Schaffenskräfte zu männlich entsagendem Verzichte durch.
„Ekkehard wird gesund und kräftig mit echter Alpenpoesie zu Ende
geführt", lautet einer der lakonisch kurzen Berichte ins Elternhaus.
Nun konnten dem Dichter, der wieder einmal die Heilkraft der Natur
in den Stürmen des Herzens erprobt hatte, Sätze wie die folgenden
in die Feder fließen: „Und mählich ward ihm die Trübsal der letzten
Vergangenheit in mildem Duft verklärt; er dachte an die Herzogin
und alles, was auf dem Hohentwiel geschehen, es tat ihm nimmer
weh. Und das ist das Fürtreffliche gewaltiger Natur, daß sie nicht
nur sich selber als mächtig wirkend Bild vor den Beschauenden
stellt, sondern den Geist überhaupt ausweitend anregt und fernliegend
verschwundene Zeit im Gedächtnis wieder heraufbeschwört."

Hadwig und Ekkehard hatten sich im Roman für immer getrennt.
Scheffels und Emmas Pfade kreuzten sich indessen wieder. Ihr
Roman war noch nicht zu Ende. Im Gegenteil, die Verhältnisse
schienen sich sogar zu dramatisieren.

Am Palmsonntag 1858 ist der Dichter, der inzwischen Hofbibliothekar
in Donaueschingen geworden war, der Kusine in Freiburg,
im Hause der Großmutter Heim, wieder begegnet. Er traf eine in
mancher Hinsicht gewandelte, menschlich vertiefte Emma. Sie hatte
unterdessen den „Ekkehard" gelesen und herausgefühlt, welche entscheidende
Rolle sie zum mindesten für die Schlußkapitel gespielt
hatte. Obwohl man in keiner der Frauengestalten des Romans ihr
Ebenbild erblicken kann, jede trägt Züge von ihr. Bei dem Hirtenmädchen
Hadumoth erinnerte sich Emma wohl einer Handzeichnung
Josephs, die dieser ihr in Erinnerung der Zeller Novembertage des
Jahres 1851 übersandt hatte: unter dem Motto „J'y pense" ist ein
sitzendes Hirtenmädchen damit beschäftigt, einen ihr zu Füßen
liegenden Hirtenknaben zu bekränzen, die Szenerie ist der Abhang
des Gengenbacher „Bergle", eines einstigen Wanderziels der beiden.
Die von dem Dichter mit besonderer Liebe gezeichnete Figur der
Griechin Praxedis läßt manchen Zug in Emmas Wesen aufleben, andere
sind an die Herzogin Hadwig übergegangen. Emma Mackenrodt
hätte keine Frau sein müssen, wenn sie sich nicht ein wenig in der

2 Die Ortenau

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