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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 18
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Dichtersonne, deren Strahlen sie geweckt hatte, gesonnt hätte.
Außerdem war sie durch manche Erfahrungen der Ehe wissender,
reifer, einer Natur wie Scheffel gegenüber verständnisbereiter geworden
. Auch der Dichter war sich des ,,In Treuen denk' ich dein''
tiefer denrt je bewußt, zumal er ein Jahr zuvor in der kurzen Episode
mit Marie Nebel eine schwere, nahezu kränkende Enttäuschung erlitten
und bald darauf in der Schwester die unmittelbarste Vertraute
seines Herzens verloren hatte. Als er auf der Rückfahrt nach Donaueschingen
durchs Kinzigtal fährt und tausend Erinnerungen wieder
aufwachen, da formt sich das für seine damalige Stimmung bezeichnende
Gedicht, zugleich eine der schönsten Verklärungen Zells
und des Harmersbachtales:

Wiedersehen

Ich hab' die Jahre nicht gezählt,
Seit mich und dich der Sturm verschlug;
Ein Leben, dem das Liebste fehlt,
Zerfliegt wie flücht'ger Atemzug.
Ich glaub', ich hab' viel Zeit versäumt,
Ich glaub', ich hab' viel Leid verträumt;
Doch alte Lieb', die rostet nicht,
Und Herzog Hans von Brabant spricht:
Herba flori fa!

Dort ragt, von Morgenduft umdeckt,
Dein Städtlein in das Tal hinaus,
Und dort, im grünen Busch versteckt,
Das wohlbekannte Erkerhaus.
Vorwärts, du lahme Eisenbahn,
Mag sein, 's ist eitler Jugendwahn,
Doch alte Lieb', die rostet nicht,
Und Herzog Hans von Brabant spricht:
Herba flori fa!

Das du gepflanzt, das Lindenreis,
Zum stolzen Baum hebt sich's hinan,
Derweil in fahles Grau und Weiß
Die Locke meines Haupts gerann.
So gehts, wenn man zur Fremde fährt,
Das hat noch selten Heil beschert;
Doch alte Lieb', die rostet nicht,
Und Herzog Hans von Brabant spricht:
Herba flori fa!

Halt aus, o Herz, noch faß' ich's kaum:
Dort winkt sie selber, mild und klar, —
Nichts weiß ich mehr von Zeit und Raum,
Die ich von ihr geschieden war;
Ich glaub', 's war nur ein Augenblick,
Ich glaub', dort winkt mein altes Glück,
Und alte Lieb', die rostet nicht,
Und Herzog Hans von Brabant spricht:
Herba flori fa!

Emma nimmt mehr und mehr die seit dem Tode der Schwester
verwaiste Stelle der Vertrauten ein, sie ist Scheffel in teilnehmender
Freundschaft verbunden. Allein dieses freundschaftliche Verhältnis
war für den Dichter kein Quell reiner Freude, ungetrübten
Glückes, sie ist für ihn Ursache neuer, heftiger Qualen geworden.
Zu nahezu tragischer Verwicklung gedeihen die Dinge, als Joseph
im Februar 1860 eine Einladung des Zeller Fabrikanten Lenz erhält,
in seinem Hause Emmas 25. Geburtstag in Gestalt eines Maskenfestes
mitzufeiern. Man hatte ihm dabei bedeutet, die Kusine werde
ein Rokokokostüm tragen, und für ihn stehe ein gleiches Gewand
zur Verfügung.

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