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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 25
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hochgelobter Tag, nimm dem N. N. das 77 Fieberzeug ab. Nimm es
ihm ab, so wahr unser Herr Jesu Christ in einem Stall geboren ist.
Im Namen des Vaters usw." (WK 336). Dieses Mittel des Hättichbur
zeigt deutlich die enge Verbindung des Menschen mit dem All
(Sympathie des Alls).

Wie schon erwähnt, wird die Krankheit als Dämon gedacht, und
zur Heilung muß dieser Dämon wieder vertrieben werden. Das kann
auf verschiedene Weise geschehen, am leichtesten durch Uber-
tragung auf andere Dinge. Oft genügt ein Zettel, auf dem der Name
des Kranken geschrieben steht. So heilte der Schneider-Miehle den
Brand (WK305).

Auf die verschiedensten Gegenstände kann eine Krankheit übertragen
werden. Man kann sie vergraben. Zahnweh heilte der Schneider-
Miehle auf folgende Weise: er legte seinen Patienten zunächst eine
scharfe Essenz in den Zahn und ging dann in den Keller. Nach
einiger Zeit kam er wieder herauf und entließ die Kranken geheilt.
Man sagt, er habe im Keller jeweils das „Zahnweh vergraben"
(WK 308).

Man kann die Krankheit in den Erdboden leiten. Jeder, der mit
Zahnschmerzen zum Nagile-Karle kam, mußte dreimal mit Erdboden
durchsetztes Wasser in den Mund nehmen und es wieder ausspucken
. Um die Kur wirksamer zu machen, machte er noch einige
magnetische Streichungen über die Wange des Kranken und sprach
dabei die Segensformel:

„Sanct Petrus stand unter einem Eichenbosch, da sprach unser lieber Herr Jesus
zu Petrus: Warum bist du so traurig? Petrus sprach: Warum sollte ich nicht
traurig sein?, die Zähne wollen mir im Munde vergehn. Da sprach unser lieber
Herr Jesus Christus zu Petro: Petrus, gehe hin in Grund, nimm Wasser in Mund,
und speie es wieder in den Grund, dreimal im Namen des Vaters usw." (WK311 f.)

Warzen heilte der Nagile-Karle, indem er einen Faden um jede
Warze band, drei Tage lang, und dann den Faden unter einer Baumrinde
begrub. So wie der Faden unter der Rinde verfaule, so werden
auch die Warzen langsam absterben (ALG 171).

Krankheiten können auch weggeschwemmt werden, indem man
Körperteile (Haare oder ähnliches) des Erkrankten dem fließenden
Wasser übergibt. Der Hansjörg heilte Rindvieh dadurch, daß er dem
Tier unter stillen Formeln je drei Haare zwischen den Hörnern, auf
dem „Bug" und auf dem „Kreuz" ausriß und sie einem Waldbächlein
übergab. Auch gab er dem Tier, je nach der Krankheit, ein Stück
Brot mit einem Zettel zu fressen, auf dem die Worte standen: „Es
gehen drei Jungfrauen über Land, sie tragen ein Stück Brot in der
Hand, die eine sprach, wir wollen's zerschneiden, die dritte, wir

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