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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 26
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0028
wollen der Kuh des N. N. ihre Krankheit damit vertreiben." Bei Milzbrand
sprach der Hansjörg: „Es reiten aus drei Herren zwischen
zwei Seen, der erste heißt St. Lucas, der zweite St. Marcus, der dritte
St. Johannis, sie strecken aus ihre Hand und nehmen den Brand"
(WK 319 f.).

Auch durch die Nähe von Leichen können Krankheiten, vor allem
„Gewächse" aller Art, zum Abheilen gebracht werden. Spezialist in
der Behandlung solcher Krankheiten war der Heiterjörg. Er empfahl
dem Patienten, sich unbeschrien in der Nähe einer Leiche, die gleichen
Geschlechts sein mußte wie der Patient, oder auch in der Ferne
auf einen Berg zu stellen. Während der Einsegnung der Leiche durch
den Priester und während des Läutens der Totenglocken mußte der
Patient das „Gewächs" mit den Fingern berühren und dabei sprechen:

„Jetzt läutet man zur Leich',
Und was ich greif, das weich'.
Und was ich greif, nehm ab,
Wie der Todte im Grab."

Dann mußte er einige Vaterunser für den Toten beten. So wie der
Tote verwest, so wird auch das Gewächs abnehmen (Sch II 108).

Auch durch Amulette, durch Zettel, auf denen Zauberformeln
stehen, können Krankheiten vertrieben werden. So berichtet Hansjakob
aus einem Brief des Schmiedes Sylvester Weißer von Hubertshofen
, der bei einem Volksarzt seine Lehrzeit verbracht hatte.

„Arn Charfreitag mußte der Lehrbub früh aufstehen und vor Sonnenaufgang
möglichst viele Zettel schreiben, auf denen die sinnlosen Worte standen: Rotas,
Arepo, Tenet, Opera, Sator (Sator-Formel). Diese Zettel wickelte der Volksarzt in
Leinwand und nähte sie fest; dann gab er sie den Leuten zum Anhängen gegen
Gliederschmerzen, Zahnweh, Kopfweh u. dgl. Sie mußten aber dazu eine Anzahl
Vaterunser beten und daran glauben" (StSt223).

Mitwirkung, Sympathie der ganzen Familie verordnete einmal die
Altenheimer Wunderdoktorin Hansjakobs Mutter; und diese Mitwirkung
bestand darin, daß die ganze Familie acht Tage lang bei
Wasser und Brot streng fasten und dazu eine bestimmte Anzahl Gebete
verrichten mußte (St 76).

Auch aus der Ferne ist Heilung möglich. Der Hansjörg heilte auf
diese Weise Schweine. Bat ihn ein Bauer um Rat, so fragte er ihn,
wie weit er nach Hause habe. Dann gab er dem Mann ein Gebet auf
„unter den Weg" und berechnete die Zeit, bis wann der Bauer daheim
sein könnte. Der Hansjörg nahm dann eine am Palmsonntag
geweihte Haselgerte und machte unter geheimer Formel Einschnitte
in dieselbe (WK319L). Auch der Schneider-Miehle heilte kranke
Menschen aus der Ferne (WK308).

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