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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 29
(PDF, 67 MB)
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„Ist z.B. das Blut blau, so ist die Milz siech; ist es gelb, so stellt sich die
Leber übel; ist das Blut rot und liegt ein wenig laut'res Wasser darüber, das
macht ein fröhlich Angesicht und bedeutet alle gute Gesundheit" (ESch 210 f.).

Dem Volksglauben nach ist das Wasser des „heiligen Brunnens"
bei Haslach heilsam für kranke Augen (J 146); ebenso soll das Wasser
der Ulrichsquelle beim ehemaligen Kloster St. Ulrich heilsam
sein (K252).

Als Abschluß unserer volksmedizinischen Beispielreihe folgt ein

Rezept gegen die Milzkrankheit, das von der Regierung an die Vögte

weitergegeben wurde zur Bekanntgabe an die Bauern. Es lautet:

„Es wird ein Mäßle Hammerschlag mit frischem Wasser angerichtet und zwölf
Stunden stehengelassen. Dann werden Knoblauch und Wacholderbeeren verstoßen
und mit obigem Wasser angemacht und dem ganzen ein Vierling Schießpulver
beigegeben. Von diesem Trank wird jedem kranken Tier des Tags dreimal eingeschüttet
, nachdem ihm zuvor noch ein Löffel Steinöl, drei Löffel Leinöl, ein Löffel
voll Honig und ein nußgroßes Stück Speck beigebracht worden ist" (MM 164 f.).

Als dieses Rezept in Haslach bekannt wurde, da meinte der Toweis

— ein Beispiel für gesundes Volksempfinden — dazu: „Wenn unsere

Ochsen und Kühe diese Kur aushalten, so überstehen sie auch die

Milzsucht."

Der Glaube an H e x e n und Hexenkünste, der unausrottbar heute
noch lebt, war in früherer Zeit noch viel verbreiteter als heute und
reichte bis in die führenden Schichten, wenn auch von der Standesherrschaft
„nach Zauberei und Magie scharf gefahndet und all die
vielen Bücher mit den Beschwörungen konfisziert" wurden (MM 185f.).
Das Erzknappen-Kätherle, dem man nachsagte, es könne Mäuse und
Nebel machen, wurde als ,,Hexe-Kätherle" verspottet (MM 184). Als
erfahren in Hexenkünsten und von den Leuten gefürchtet war die
Eichberger Agnes (W83).

Auf köstliche Weise wurden dem Vollmerjörg, der an Hexen
glaubte und sein Vieh für verhext hielt, die Hexen aus dem Stall
getrieben! (Sch I 105.) Und wie der Schilli-Sepp dem Unfug der
„Sternenwizelei", die zur Winterszeit an'Sonntagabenden am Grafenberg
getrieben wurde, ein Ende machte, möge der geneigte Leser
selbst nachlesen (Sch II 126). Auch die Gespensterfurcht der Harzsammler
am Kniebis wußte der Seppe-Toni weidlich auszunützen,
indem er selbst Gespenst und Teufel spielte und so den Leuten manchen
Sack voll Harz abjagte (W39).

Ein Hauptwirkungsfeld der Hexen ist das Wettermachen. Ein heftiges
Gewitter oder einen starken Hagelschlag haben nach der Meinung
der Kinzigtäler Bauern zu Hansjakobs Jugendzeit die Straßburger
Studenten verursacht. Die fahrenden Schüler aus Straßburg
waren als Hexenmeister und Wettermacher unter dem Landvolk be-

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