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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 31
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Ähnlich wurden die Geister zitiert, die einen verborgenen Schatz hüten, wobei
namentlich die hl. Gertrud zu Hilfe gerufen wird (WK 330 ff.).

Der Abwehr des Einflusses böser Geister auf Haus und Hof dienen
Tiere, die schützende Kraft haben. Ein Pferdekopf am First des Hauses
hat übelabwehrende Zauberkraft (VW 14). Dem Wannenweber
(Turmfalken) hängt der Bauer einen Strohkorb unter den Giebel als
Nest; der Vogel schützt vor Blitzschlag (P 69 f.). Tauben hält der
Schwarzwälder Bauer gerne. Sie trinken aus dem Wasser des Brunnentroges
, das auch das Vieh säuft, alles dem Vieh Schädliche weg (P 70).

Aus dem Bereich der Pflanzenwelt finden als übelabwehrende Mittel
Vogelbeerzweige Verwendung; sie werden als „Blitzableiter" an
die Stalltüren gesteckt, aber auch das Vieh wird mit ihnen bestrichen
, damit es gesund bleibe (VW 21). Auch die Haselgerte spielte
eine große Rolle, nicht nur als Palmenschmuck und „Zuchtrute"
(P 238 f.), sondern vor allem als Wünschelrute. Mit der Haselrute
gingen der Schultheiß Sartori von Haslach und die fürstenbergischen
Bergräte über die Erzfelder und suchten nach neuen Adern. Wollte
man Erfolg haben, so mußte dies „unbeschrien" geschehen. Die Rute
selbst mußte unter bestimmten Beschwörungsformeln geschnitten
werden. Ein „Rezept" zur Gewinnung der Haselrute teilt Hansjakob
mit:

„Geh an einem Sonntag oder Montag des Neumonds zu einer Haselstaude, ehe
daß die Sonne aufgeht, schaue um ein Jahrsgewächs und sprich: ,1m Namen Gott
des Vaters, da such' ich dich; im Namen Gott des Sohnes, da find' ich dich; im
Namen Gott des hl. Geistes, da schneid' ich dich." Und wenn du das Holz abgeschnitten
, so vergrab das Messer, daß es an das Taglicht nicht mehr kommt; dann bete
drei Vaterunser, drei Ave Maria und den Glauben. Darnach lege die Rute vor dir
nieder und sprich darüber die Beschwörung:

O Herr, allmächtiger Gott, vor deinem Auge sind alle Dinge bloß und offen.
Du hast uns armen Menschen erzeigt deine Hilfe und Trost. Du hast uns gesandt
deinen lieben Sohn Christum Jesum. Dieser nämlich gesegne dich Ruten, auf daß
du mir könnest zeigen alle sämtliche Ding, es seie Silber, Gold oder ander Gut
ohne alle Anfechtung und Betrug.

Ich beschwöre dich Ruten bei der hl. Ruten Aarons, die immer grünet und
Frucht bringet.

Ich gebiete dir Ruten wohl bei der Ruten, womit berufen ward der Ursprung
des heilsamen Wassers, so aus einem Felsen durch die Ruten Moses getrieben
worden.

Ich beschwöre dich Ruten wohl bei derselbigen Ruten, mit welcher Moses, der
israelitische Heerführer, das rote Meer zerteilet hat, daß es gestanden hat wie
eine Mauer vor dem Volk des Königs Pharaonis.

Ich beschwöre dich Ruten, wohl bei der hl. Ruten, mit welcher Josua den Jordan
beschwor, und ging dardurch mit trucksamem Fuß samt den Kindern Israels, da
er sie aus Ägypten führte.

Ich beschwöre dich Ruten, auf daß du die Kraft habest, warum ich dich fragen
werde, daß du mir die ganze Wahrheit anzeigest ohne alle Falschheit und Betrug.

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