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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 34
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ter gibt es, wenn das Abendrot (in der Natur) schwarz wird (AT 11),
ebenso wenn der Himmel zu rein und zu klar ist (A 19).

Einige Wetterregeln seien hier genannt: „Jänner warm, daß
Gott erbarm" (ALG 387). Regnet es am Tag der 40 Märtyrer (10. März),
so regnet es 40 Tage lang (Schi 9). Erst wenn man „mit dem Kriz
goht" (d. h. wenn in der Bittwoche die Prozessionen stattfinden),
wird's warm (P 54). „Wenn der Kuckuck schreit im Wald, wird's
nimmer kalt", sagt man im Kinzigtal (P80). Den Rebleuten am Bodensee
, besonders in Hagnau, gilt der Nikodemustag (1. Juni) als Lostag
fürs Wetter. „Der Mike-Möhrle sitzt uff'm Knörle" sagen die
Leute. Wenn es ihn an diesem Tage vom „Knörle" herabschwemmt,
so bleibt er 30 Tage im Regen liegen (DB II 7). „D'Vrä macht's Wetter
schä", heißt es am Bodensee. Mit dem Tage der hl. Verena
(1. September) beginnt in der Regel das schöne Septemberwetter
(K226). War der Winter nicht recht, so gibt es auch keinen rechten
Sommer; oder ist der Winter ein Narr, so ist der Sommer nicht gescheit
(ALG 51).

Das Horoskop stellte man den Kindern und Bauern auf den Jahrmärkten
auf einfachere Art als heute. In einer mit Spiritus oder ähnlichem
gefüllten Flasche war ein künstliches Männlein. Drückte man
auf den Verschluß der Flasche, so ging das Männlein in die Höhe
und wieder zurück. Und je nach seinen Wendungen und Bewegungen
wurde dem gläubigen Bauern das Schicksal vorhergesagt (Sch
III 130 f.).

Das Verlangen, schnell reich zu werden, hat manchen zur Schatzgräber
ei getrieben. Wie einst in Hagnau ein Leichtgläubiger hereingelegt
wurde, möge Hansjakob selbst erzählen.

„Beim Klemens war eines Tages ein Schneidergeselle eingetreten, der mit allen
Hunden gehetzt war. Er besaß Hexenbücher, verstand die Wahrsagerei und das
Kartenschlagen und trieb alle Hexenkünste. Er erzählte auch, wie er im Elsaß bei
einem Meister gearbeitet habe, der durch Schatzgraben enorm reich geworden sei.
Dieser Meister habe nämlich eine Mistel im Zimmer winkel oberhalb seiner ,Butik'
aufbewahrt, und diese habe ihm angezeigt, wo der Schatz liege . . .

Dem Straßenwart von Immenstaad wurde Auftrag gegeben, eine Mistel ausfindig
zu machen. Eines Tages meldet dieser eine solche auf einem Baum beim
Schloß Herrschberg. Der Geselle legt die Karten und erfährt so, daß unter dem
Baum der Schatz vergraben sei.

Nachts elf Uhr wird aufgebrochen, der Schneidergeselle, sein Meister und der
Franzos, welcher allerlei Geschirr zum Graben trug.

Um Mitternacht fängt der Franzos an zu graben, die andern zwei wachen, und
der Geselle befiehlt dem Gräber absolutes Stillschweigen. Ein und einen halb Fuß
tief soll der Schatz liegen. Als der Franzos im Schweiße seines Angesichtes so
weit gekommen war, springt der Geselle, der es ahnt, seine Karten hätten gelogen,
auf den Schatzgräber zu und fragt ihn: .Hast Du nicht die Geister vierspännig da
vorbeifahren sehen?'

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